Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 507 Unternehmen im Auftrag des Hightech-Verbands BITKOM. „Big Data Analysen helfen uns, die Welt besser zu verstehen und auf dieser Basis bessere Entscheidungen zu treffen“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf vor dem Start der CeBIT in Hannover.
„Big Data ermöglicht nicht nur die Entwicklung neuer Produkte und Dienste, sondern hilft dabei, die medizinische Versorgung zu verbessern, natürliche Ressourcen zu schonen oder unsere Sicherheit zu erhöhen.“ Wichtigste Voraussetzung für den Einsatz der Technologie sei die Beachtung des Datenschutzes. Kempf: „Big Data und Datenschutz sind kein Widerspruch. Sie sind zwei Seiten einer Medaille und gehören unauflöslich zusammen.“
Big Data ist unter dem Begriff „Datability“ in diesem Jahr das Schwerpunktthema der CeBIT. Das Kunstwort beschreibt analog zu Big Data die Fähigkeit, große Datenmengen aus unterschiedlichsten Quellen in hoher Geschwindigkeit auszuwerten. Darüber hinaus betont Datability die verantwortungsvolle Nutzung von Daten von der Erhebung über die Auswertung bis zur Verwendung der Analyseergebnisse.
„Big Data hat sich aus einer Vielzahl technischer Neuerungen entwickelt“, sagte Kempf. Seit Jahren wachsen die Datenmengen exponentiell. Gründe dafür sind der Trend zur mobilen Internetnutzung mit Smartphones und Tablets, Anwendungen wie soziale Netzwerke, Cloud Computing sowie die Vernetzung von Geräten, Fahrzeugen und Maschinen. In Verbindung mit immer schnelleren Rechnern, leistungsstarken Breitbandnetzen und praktisch unbegrenzten Speichermöglichkeiten entstehen Big Data Anwendungen.
Nach den Ergebnissen der Umfrage hat das Datenvolumen in 91 Prozent der befragten Unternehmen im vergangenen Jahr zugenommen, im Schnitt um 22 Prozent. Ein Drittel der Unternehmen gibt an, dass die Datenmenge sogar um 30 Prozent oder mehr gewachsen ist. Vier von fünf Unternehmen (79 Prozent) reagieren darauf, indem sie die Speicherkapazitäten erhöhen.
46 Prozent führen Analyse-Tools ein und 40 Prozent Cloud-Lösungen. Gut ein Viertel (26 Prozent) stellt Experten für Big Data ein. Kempf: „Aktuell entstehen rund um Big Data viele neue Berufsbilder, zum Beispiel spezialisierte Informatiker und Experten, die neue Produkte oder Geschäftsmodelle auf Basis von Datenanalysen entwickeln.“
Das wichtigste Einsatzgebiet in Unternehmen, die Big Data nutzen oder den Einsatz planen, ist der Bereich Marketing und Vertrieb: Fast drei Viertel (74 Prozent) wollen zum Beispiel Absatzprognosen erstellen oder die Preisgestaltung optimieren. An zweiter Stelle steht mit 44 Prozent der Bereich Finanzen, Buchhaltung und Controlling.
„Controller haben mit Big Data die Möglichkeit, Informationen deutlich schneller auszuwerten und daraus Empfehlungen für die Fachabteilungen oder die Geschäftsführung abzuleiten“, sagte Kempf. Ein weiterer wichtiger Anwendungsbereich ist die Logistik. Hier geht es zum Beispiel um die Optimierung von Lieferprozessen oder ein effizienteres Flottenmanagement.
Das größte Hemmnis für den Einsatz von Big Data ist für 70 Prozent der befragten Unternehmen der Mangel an entsprechenden Experten. „Wirtschaft und Bildungseinrichtungen müssen Hand in Hand arbeiten, um spezielle Aus- und Weiterbildungsangebote für Big Data zu schaffen“, betonte Kempf.
Als weitere Hindernisse für die Nutzung der Technologie sehen viele Unternehmen die Anforderungen an die technische Sicherheit (61 Prozent) und an den Datenschutz (48 Prozent). Laut Umfrage verarbeiten 55 Prozent der Unternehmen personenbezogene Daten wie Name, Wohnort oder Einkaufsverhalten. Kempf: „Die Einhaltung des Datenschutzes sollte bei allen Big Data Projekten von Anfang an berücksichtigt werden.“
Für den verantwortungsvollen Umgang mit Daten in Unternehmen hat der BITKOM vier Vorschläge formuliert:
- Transparent handeln: Kunden sollten sich möglichst einfach darüber informieren können, welche Daten von ihnen gespeichert und zu welchem Zweck sie konkret genutzt werden.
- Daten anonym auswerten: Nach dem geltenden Datenschutzrecht dürfen personenbezogene Daten nur auf Basis gesetzlicher Regelungen oder mit Einwilligung der Betroffenen für einen bestimmten Zweck genutzt werden. Will man Datenbestände für andere Zwecke analysieren, bedarf es einer erneuten Einwilligung oder der Anonymisierung der Daten. Die Verarbeitung anonymisierter Daten wird daher zunehmend wichtiger.
- Datenschutz-Folgenabschätzung durchführen: Ziel eines Privacy Impact Assessment ist es, Risiken beim Datenschutz frühzeitig zu erkennen. Dazu muss bei jedem Big Data Projekt festgehalten werden, welche Daten verarbeitet werden sollen und auf welcher rechtlichen Grundlage die Verarbeitung erfolgt. Es folgen Angaben zu den Verarbeitungsschritten und zur geplanten Datenverwendung sowie eine Einschätzung möglicher Sicherheitsrisiken.
- Schulungen anbieten: Nicht zuletzt sind Weiterbildungen für die Mitarbeiter notwendig. Sie müssen nicht nur technisch fit sein, sondern auch den rechtlichen Rahmen von Big Data kennen.
Aus Sicht des BITKOM haben neue Produkte und Dienste auf Grundlage von Big Data das Potenzial, bestehende Märkte zu verändern, weil sie kostengünstiger und qualitativ hochwertiger sind. „Der breite Einsatz von Big Data ist auch eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“, sagte Kempf.
Voraussetzung für einen breiten Einsatz von Big Data sei ein gesetzlicher Rahmen, der moderne Datenverarbeitung ermöglicht und gleichzeitig die Daten der Nutzer bestmöglich schützt. Kempf: „Wie wir diese Ziele erreichen können, werden wir auf der CeBIT 2014 mit Politikern, Wissenschaftlern, IT-Experten und Nutzern diskutieren. Datability ist das richtige Thema zur richtigen Zeit.“