Hypes und kurzfristig in den Himmel gelobte Trends sind in der IT-Welt nun wirklich nichts Neues. Dennoch sticht das Thema Cloud dabei so stark heraus, dass es vermutlich nur von dem neuen Heilsbringer KI noch übertroffen wird. Doch während vor einigen Jahren ein wahrer Wettlauf in die schöne neue Cloud-Welt startete, sind heute nicht wenige Unternehmen schon wieder auf dem Boden der Realität angekommen.

Von Nadine Riederer, CEO bei Avision.

Die großen Kosteneinsparungen, die das Cloud-Computing versprochen hatte, sind meist nicht eingetreten. Geblieben sind Abhängigkeiten zu Anbietern, meist Hyperscalern, die beliebig oft ihre Preise in schwindelerregende Höhen treiben – immer in dem Wissen, dass insbesondere mit dem Aufkommen von Cloud-nativem und plattformabhängigem Programmieren kaum realistische Chancen auf einen Wechsel bestehen.

Und auch das große Bild der Sicherheitsargumente hat nach zahlreichen gravierenden Pannen und Vorfällen mehr als eine Schramme erhalten – und nicht selten das Vertrauen der Anwender verspielt. Ist der Hype damit bereits beendet? Die Antwort auf die Frage fällt nicht ganz eindeutig aus. Denn auch wenn immer mehr Unternehmen zu der Erkenntnis gelangen, dass ihre Daten im eigenen Rechenzentrum oder bei kleineren On-Premises-Lösungen oftmals sicherer sind und die Kontrolle über die eigenen Daten nicht verloren geht, fallen viele Vorteile der Cloud natürlich nicht mit sofortiger Wirkung weg.

Die schnelle Bereitstellung von Testumgebungen, umfassende Datenanalysen oder auch kurzfristige Speicherkapazitäten werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle für Unternehmen jeder Größe spielen. Allerdings wird ein Umdenken einsetzen: die Cloud ist nicht länger eine hochgepriesene One-fits-all-Lösung, sondern eine weitere Technologie im Portfolio der IT-Welt.

Nicht immer und nicht für jeden Anwendungsfall ist der Gang in die Cloud der richtige Weg – wird sie allerdings dort sinnvoll eingesetzt, wo ein wirklicher Mehrwert für den Business Case entsteht, entfaltet sich das wirkliche Potenzial. In diesem Kontext muss vielen Unternehmen rückblickend auch eine gewisse Naivität attestiert werden, die mit dem Trend, so schnell wie möglich alles in die Cloud zu verlagern, einhergegangen ist.

Motive gab es sicherlich reichlich: zum einen war die Konkurrenz bestimmt auch schon einen Schritt voraus, zumindest redete man sich das ein, zum anderen könnte das eigene Unternehmen ja die nächste Evolutionsstufe der IT verpassen. Es herrschte eine operative Hektik, die nicht immer mit den eigenen Anforderungen in Einklang stand.

Unter dem Strich ist die Cloud nicht mehr und nicht weniger als ein Tool im digitalen Werkzeugkoffer – aber eben nicht die eine Lösung für alle Probleme. Das merken viele Nutzer nicht zuletzt bei steigender Komplexität der Cloud-Lösungen, neben explodierenden Preisen und unflexibler Anbieterbindung sicherlich ein weiterer Grund für einen sich anbahnenden neuen Trend: die teilweise Rückführung der Daten in die eigenen Netzwerke. Damit ist die Cloud bei Weitem nicht beerdigt oder unattraktiv, allerdings wird sich die Art und Weise der Nutzung in den nächsten Jahren ändern und sich wieder einem mehr rationalen Rahmen annähern.

Dann stellt sich nicht mehr die Frage, ob, sondern wie Unternehmen Public Cloud und Co. verwenden. Ein Ansatz, der übrigens auch auf andere Hypes und Trends übertragbar ist. Strategischer Nutzen und unternehmerisches Kalkül sollten auch bei vermeintlichen Revolutionen wie Künstlicher Intelligenz schwerer wiegen als eine „Aber alle machen es“-Einstellung. Denn egal ob Cloud, Machine Learning, Microservices, agile Softwareentwicklung oder andere IT-Konzepte: erst die Abstimmung auf die eigenen Anforderungen und die Einbettung in die holistische Strategie bringt den wahren Mehrwert der Technologien hervor.

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