Zu diesem Thema diskutierten vor kurzem Experten aus Industrie und Wissenschaft auf der Damovo-Veranstaltung "Tower Talk" in Köln. Das Fazit der Expertenrunde: Unternehmen müssen bei Social Media und UCC Neues wagen, sonst verschlafen sie die Zukunft.
Welchen Stellenwert nimmt die Kommunikation in Unternehmen im globalen Wettbewerb um innovative Produkte und Services ein? Hilft die Technik das Kommunikationschaos zu beseitigen oder verstärkt sie die Informationsflut nur? Dies waren zwei der zentralen Fragen, die Vertreter aus Industrie und Wissenschaft auf der Damovo-Veranstaltung "Tower Talk" in Köln diskutierten. Die Teilnehmer der Diskussionsrunde waren:
- Carl Mühlner, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Damovo in Düsseldorf
- Jürgen Signer, Geschäftsführer der Aastra Deutschland GmbH in Berlin
- Salvatore Maimone, Leiter Channel Group DACH bei Avaya in Frankfurt am Main
- Prof. Dr. Lothar Rolke, Professor für BWL und Unternehmenskommunikation an der FH Mainz.
Einig waren sich alle Diskutanten darin, dass sich gerade große Unternehmen bei der Nutzung von Social Media viel zu abwartend verhalten. Oft geschieht dies mit dem Verweis darauf, dass man zuerst eine Strategie entwickeln müsse, um tätig werden zu können. Kleine Unternehmen sind oft schon viel aktiver und für neue Technologien aufgeschlossener als große Organisationen, die Gefahr laufen, wichtige Trends zu verpassen.
An den technischen Hürden kann es nicht liegen. Vielen Unternehmen fehlt die Neugier und der Mut, Innovatives auszuprobieren", kommentiert Jürgen Signer, Geschäftsführer der Aastra Deutschland GmbH in Berlin. "Social Media und die damit verbundenen offenen, dialogorientierten Kommunikationsformen werden von vielen als reines Thema für B2C-Unternehmen abgetan. Wer hier nicht rechtzeitig handelt, läuft Gefahr, dass seine Mitbewerber die Potenziale schneller erkennen und etwa per Video-Chat weit schneller und effizienter mit Kunden und Lieferanten kommunizieren und ihre Umsatzchancen nutzen."
Mit der starken Verbreitung sozialer Netzwerke in den letzten Jahren hat sich auch das Kommunikationsverhalten weiter Bevölkerungskreise grundlegend gewandelt. Einige Unternehmen haben diesen Trend aufgegriffen und sind in Twitter oder auf Facebook vertreten, meist aber nur passiv. Eine Möglichkeit zum Dialog ist nicht vorgesehen, es werden lediglich News veröffentlicht. Dies kann aber immer nur ein Teil eines wünschenswerten Dialogs mit der Öffentlichkeit und Kunden sein.
Prof. Dr. Lothar Rolke, Professor für BWL und Unternehmenskommunikation an der FH Mainz, weist auf drei Erfolgsfaktoren hin. Der Wissenschaftler hat in einer aktuellen Trendstudie, unter dem Titel "Unternehmen vor der organisatorischen Revolution 2.0" rund 50 vorhandene Enterprise-2.0-Reports ausgewertet. Ausgewählte Ergebnisse, etwa zur Effizienzsteigerung durch den Einsatz moderner Kommunikationsmittel, präsentierte er auf der Kölner Veranstaltung. "Der erste Faktor ist die Technologie, die Innovationen ermöglicht. Investiert wird zweitens, wenn sich daraus ein Nutzen für das Unternehmen ergibt", so Prof. Rolke. "Eng mit diesen beiden Faktoren verknüpft ist der dritte Faktor: Social-Media-Aktivitäten sind kein Selbstzweck, sie müssen konkrete Anforderungen von Kunden und Geschäftspartnern aufgreifen."
Für die Unternehmen gilt: Sie müssen sich öffnen, schlagkräftiger und anpassungsfähiger werden. Allerdings ist vielerorts die Unternehmenskultur darauf nicht vorbereitet. Salvatore Maimone, Leiter Channel Group DACH bei Avaya in Frankfurt am Main, verweist auf ein sehr massives Hindernis, das Änderungsprozessen im Wege steht: "In vielen Unternehmen dominiert das Abteilungsdenken und oft wollen alle bei grundlegenden Neuerungen wie der Nutzung von Social Media ein Mitspracherecht haben. Wenn es nicht gelingt, dieses Silo-Denken zu überwinden, dann scheitern Innovationen."
Zusammenfassend steht für Carl Mühlner, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Damovo in Düsseldorf, fest: "Social Media revolutioniert die Art und Weise, wie Unternehmen mit ihren Kunden kommunizieren. Die Flexibilisierung der Arbeitswelten erfordert eine vernetzte und soziale Kommunikation. Das Management muss die zugehörige Kommunikationskultur im Unternehmen fördern und vorleben. Wer sich dieser Entwicklung entzieht, verbaut sich Wege in die Zukunft. Unternehmen benötigen eine offene, dialogorientierte interne und externe Kommunikationskultur. Wo diese noch nicht existiert, muss sie aufgebaut werden. Dies erwarten Kunden heutzutage, oder wie ein altes Sprichwort sagt: Wer nicht mit sich reden lässt, hat bald nichts mehr zu sagen. Herstellerneutrale Integrations- und Servicepartner wie Damovo verfügen aus Projekten bereits über Erfahrungswerte beim Einsatz von UCC und Social Media und können Unternehmen beraten und unterstützen."
Die Empfehlung von Mühlner: "Statt darüber zu debattieren, was Social Media und UCC für das eigene Unternehmen bedeuten und welche Risiken bestehen, lautet mein Rat: aktiv werden. Unternehmen sollten ein klar definiertes Projekt aufsetzen, Ziele festlegen und überprüfen, welche UCC/Social-Media-Plattformen am besten zu ihnen und ihren Zielgruppen passen. Das Wichtigste ist, sich durch Ergebnisse, die vielleicht hinter den Erwartungen zurückbleiben, nicht entmutigen zu lassen, sondern offene Punkte zu identifizieren und abzuarbeiten." Ein allgemeingültiges Erfolgsrezept dafür kann niemand vorweisen, darin waren sich alle Diskutanten einig. Nur wer Neues wagt, kann die vielfältigen Nutzenpotenziale neuer Kommunikationsformen erschließen. Bis auf Weiteres gilt der Rat von Prof. Rolke: "In Zeiten schnellen Wandels müssen wir uns auf experimentelles Lernen einstellen."