Das Institute for Democracy, Journalism and Citizenship (IDJC) der Universität Syracuse hat in einem Forschungsprojekt zur US-Präsidentenwahl 2024 mit IDJC ElectionGraph die ersten Ergebnisse veröffentlicht. Der Report wirft einen Blick auf die politischen Kampagnen und Anzeigen auf Social-Media-Plattformen. Ziel ist es, Akteure zu identifizieren, die falsche Informationen (Fake News) verbreiten und damit versuchen US-Wähler zu beeinflussen.
Für den Bericht untersuchte das Forschungsteam unter Leitung der Professorinnen Jennifer Stromer-Galley, Margaret Talev und Johanna Dunaway Erwähnungen der Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und Donald Trump im Zeitraum von September 2023 bis Februar 2024. Dabei konzentrierte sich das Team auf die Plattformen Facebook und Instagram, die gemeinsam mehr als die Hälfte der US-Wählerschaft erreichen.
Zu den Anzeigenkäufern gehören Political Action Committees (PACs) und andere politische Gruppen, Non-Profit-Organisationen, Medien und Nachrichtenagenturen, aber auch Akteure mit weniger klaren Zugehörigkeiten und Motiven. Die Highlights des ElectionGraph-Reports im Überblick:
- Social-Media-Ausgaben im Verhältnis sieben zu eins
Insgesamt schalteten 1.800 Gruppen 24.000 Anzeigen auf den sozialen Plattformen Facebook und Instagram und investierten damit ca. 15,3 Millionen US-Dollar. Die Posts erzielten rund 869 Millionen Impressionen. Bidens und Trumps Kampagnen gaben darüber hinaus schätzungsweise weitere 10 Millionen US-Dollar aus, mit rund 303 Millionen Impressionen. Das Wahlkampf-Team um Biden investierte im Vergleich das Siebenfache an Geldern in Social-Media-Kampagnen als das Team von Trump. - Weniger Gelder als bei US-Wahlen 2020
Die Ausgaben der Präsidentschaftskandidaten für Werbeanzeigen auf Facebook und Instagram waren im gleichen Zeitraum deutlich niedriger als im Wahlkampf 2020. Insgesamt erreichten sie nur etwa ein Zwölftel des Volumens der Werbeaktivitäten des letzten US-Präsidenten-Wahlkampfs. - Konservative Gruppen an der Spitze
Die Liberty Defender Group gehört mit über 1,3 Millionen US-Dollar Werbeausgaben zu den kaufstärksten Akteuren. Die Organisation ist zwar mit keiner politischen Partei verbunden, inhaltlich deuten die Anzeigen jedoch auf eine Nähe zu Donald Trumps hin. An zweiter Stelle folgt AFP Action (Americans for Prosperity) mit mehr als einer Million US-Dollar, eine ebenfalls konservative Organisation, die dem Milliardär Charles Koch nahesteht. - Gezielter Einsatz des Titels „Präsident“
Die Analyse zeigt, wie unterschiedlich die jeweiligen Gruppen den Titel „Präsident“ in ihren Anzeigen verwenden. Posts, die von „Präsident Biden“ und „Donald Trump“ sprechen, favorisieren in der Regel den amtierenden Präsidenten – und umgekehrt. - Mehr Angriffe auf Biden als auf Trump
Posts, die den jeweiligen politischen Gegner direkt angreifen („Attack-Ads“), finden sich auf beiden Seiten. Jedoch ist der Anteil im Trump-Lager (47 Prozent) etwas höher als bei Biden (37 Prozent). Die Analyse im Knowledge Graph von Neo4j ergab noch einen weiteren Unterschied zwischen den politischen Gruppen: Die zehn Akteure mit den kritischsten Werbekampagnen gegen Biden (wie AFP Action, Judicial Watch, America First Legal und We Deserve Better) gaben mehr aus als diejenigen, die für den amtierenden Präsidenten sind (wie Biden-Harris HQ und Senate Democrats).
„Es ist wichtig, Details von Werbung und Botschaften in sozialen Medien offenzulegen, um Transparenz für die Öffentlichkeit zu schaffen und Rechenschaftspflicht einzufordern. Geschieht dies nicht, laufen Wähler Gefahr, anfällig für Manipulationen zu werden“, erklärt Jennifer Stromer-Galley, stellvertretende Dekanin und Professorin an der Fakultät für Informationsstudien der Universität Syracuse.
„Die Graphtechnologie von Neo4j ermöglicht es uns, Verbindungen zu ziehen und Beziehungen aufzudecken, die sich innerhalb der komplexen Social-Media-Netzwerke verstecken. Der Knowledge Graph hilft uns, sehr schnell sehr tiefe Einblicke zu gewinnen, die sonst nur schwer oder gar nicht möglich sind.“
Das IDJC wird die US-Wahlen 2024 über die nächsten Monate hinweg begleiten, Aktivitäten mit Hilfe von Neo4j analysieren und regelmäßig Berichte zum ElectionGraph veröffentlichen. Geplant ist zudem ein interaktives Dashboard, um Journalisten bei der Recherche rund um Fake News zur zu unterstützen.
Zu den wichtigsten Fragen, die das Team klären will, gehören: Wer sind die einflussreichsten Akteure? Welche Themen sind auf welchen Plattformen im Umlauf? Welche Falschinformationen werden verbreitet und wo (beispielsweise Swing States)? Welchen Effekt haben sie? Und welche Rolle spielt KI?
„Die Ergebnisse des IDJC ElectionGraph geben uns einen Einblick in die Flut von Informationen und Falschinformationen von Gruppen mit unterschiedlichen Motiven, Verbindungen und Vertrauenswürdigkeit, die im Vorfeld der Wahlen 2024 auf die Wähler einprasseln“, so Margaret Talev, Kramer-Direktorin am Institut für Demokratie, Journalismus und Bürgersinn (IDJC) an der Universität Syracuse. „Die Graph-Algorithmen von Neo4j helfen dabei, Verbindungen und Interaktionen in einem komplizierten Netzwerk aufzudecken und die Quellen dieser Nachrichten zu identifizieren.“
Neo4j hilft Journalisten nicht zum ersten Mal, politische Zusammenhänge und Finanztransaktionen transparent zu machen. 2015 nutzte das International Consortium of Journalists (ICIJ) die Graphdatenbank für die Analyse der Panama Papers und deckte damit einen der größten globalen Korruptionsskandale aller Zeiten auf. Zum Einsatz kam Neo4j als Analysetool zudem bei den Paradise Papers 2016, FinCEN Files 2020 und Pandora Papers 2021.
„Für Data Scientists und Datenjournalisten ist es alles andere als einfach, mit der Masse an KI-generierten und gestreuten Fake News mitzuhalten“, sagt Jim Webber, Chief Scientist bei Neo4j. „Graphtechnologie kann ein mächtiges Tool darstellen, um versteckte Muster und Netzwerke in Datenmassen aufzudecken und beispielsweise Manipulationsversuche bei demokratischen Wahlen offenzulegen. Wir bei Neo4j sind stolz darauf, den ElectionGraph der Syracuse University zu unterstützen und damit ein stückweit dazu beizutragen, dass Wähler ihre Entscheidung auf Basis objektiver Fakten und Informationen treffen können.“