Das Marktforschungsinstitut OmniQuest führte im Auftrag von ExpressVPN eine repräsentative Studie durch. Untersucht wurde, wie die Deutschen über Datenschutz und -sicherheit im Jahr 2021 denken und wie groß ihr Vertrauen in große Tech-Unternehmen ist. Zudem wurde gefragt, ob die Bevölkerung mehr persönliche Daten für eine effektivere COVID-19-Bekämpfung preisgeben würde.
Die meisten Deutschen sind nicht gewillt, den Datenschutz für eine zuverlässigere Kontaktverfolgung zu lockern
Die Kritik an der „Corona-Warn-App“ in Deutschland wächst. Einige Politiker sind der Meinung, dass die App mit weniger Privatsphäre effektiver wäre, und drängen auf eine Lockerung der Datenschutzanforderungen für die App. Mehr als die Hälfte (58 %) der Deutschen sind aber nicht bereit, mehr von ihrer persönlichen Privatsphäre zu opfern.
Viele glauben zudem, dass es andere Möglichkeiten gibt, die App effektiver zu machen und gleichzeitig einen hohen Standard an Privatsphäre zu wahren. 37 % der Deutschen gaben außerdem an, dass sie über den Missbrauch von persönlichen Informationen, die zum Zweck der Kontaktverfolgung verwendet werden, besorgt sind.
Für die Verbesserung eines COVID-19-Impfstoffs wäre die Bereitschaft hingegen höher
Wenn es allerdings um die Verbesserung des Impfstoffs geht, zeigen die Deutschen eine höhere Bereitschaft für eine Einschränkung ihrer Privatsphäre. So hat beispielsweise das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die App „SafeVac“ entwickelt, mit der Geimpfte übermitteln können, wie sie auf den COVID-19-Impfstoff ansprechen. Diese Daten werden anschließend für Forschungszwecke verwendet.
Die Mehrheit (59 %) der Befragten gab an, dass sie generell ihre persönlichen Gesundheitsdaten über eine solche App teilen würden, um die Verbesserung eines Impfstoffs zu unterstützen. Von dieser Gruppe geben 37 % an, nur dann Gesundheitsdaten teilen zu wollen, wenn die Impfstoff-Meldefunktion in die „Corona-Warn-App“ integriert wird. Dies wird damit begründet, dass sie keine zusätzliche App herunterladen möchten.
Verglichen mit Männern (49 %) zeigen sich Frauen generell weniger bereit, ihre persönliche Privatsphäre (66 %) für eine bessere Kontaktverfolgung aufzugeben. Analog dazu lehnen 45 % der Frauen es ab, die „SafeVac“-App zu nutzen – bei Männern handelt es sich hierbei um 38 %.
Am meisten sind die Deutschen besorgt über Cyber-Bedrohungen im Homeoffice und die Vertrauenswürdigkeit von Big-Tech Unternehmen
Mit der wachsenden Zahl von Fernarbeit aufgrund von COVID-19 steigt auch das Sicherheitsrisiko durch Cyberkriminelle. Die Mehrheit der Deutschen (53 %) ist sich dieses Risikos bewusst und nimmt Online-Phishing und Scams, die speziell auf das Homeoffice abzielen, als reale Bedrohung wahr. Männer (60 %) schätzen die Gefahren bei der Arbeit von zu Hause höher ein als Frauen (46 %).
Als große Bedrohung empfinden die Deutschen im Jahr 2021 die drei folgenden Risiken:
1. Online-Phishing und -Betrügereien, die speziell auf das Homeoffice abzielen (53 %)
2. Sammlung, Nutzung und potenzieller Missbrauch persönlicher Daten durch Big-Tech Unternehmen wie z.B. Facebook, Google oder Amazon (52 %)
3. Veröffentlichung persönlicher Daten als Folge einer Datenschutzverletzung / Datenpanne (45 %)
Auf die Frage, welchen Technologieunternehmen die Deutschen in Bezug auf Datenschutz und ihre Privatsphäre vertrauen, wurde Microsoft (64 %) als das vertrauenswürdigste Unternehmen genannt. Überraschenderweise steht Amazon (58 %) trotz diverser Datenschutzskandale an zweiter Stelle und schneidet sogar besser ab als Apple, die sich verstärkt als Hüter der Privatsphäre positionieren möchten.
Auf der anderen Seite handelt es sich bei den am wenigsten vertrauenswürdigen Tech-Unternehmen um TikTok (14 %), Twitter (23 %) und Facebook (26 %). Rund ein Fünftel der Deutschen (21 %) geht sogar so weit zu sagen, dass sie Tech-Unternehmen generell nicht vertrauen. Mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) gab außerdem an, dass sie einem Tech-Unternehmen mehr vertrauen, wenn es sich um ein europäisches Unternehmen handelt.
Etwa Hälfte der Deutschen würde für Facebook-Dienste bezahlen, damit keine persönlichen Daten gesammelt werden
Knapp die Hälfte der Deutschen gaben an, dass sie bereit wären, für Facebook-eigene Dienste (WhatsApp, Instagram, Facebook etc.) zu zahlen, um im Gegenzug ihre Daten nicht sammeln und auswerten zu lassen. Ein Drittel aller befragten Verbraucher (34 %) würde bis zu 5 Euro im Monat zahlen, 7 % bis zu 10 Euro, 4 % bis zu 20 Euro, 2% bis zu 30 Euro und 0,4% gaben sogar an, 30 Euro oder mehr zu zahlen.
Basierend auf den oben genannten Daten und der volljährigen Bevölkerungszahl in Deutschland bedeutet das, dass Facebook bei der Erhebung monatlicher Gebühren und entsprechender Durchdringung der Facebook-Dienste in der Bevölkerung potenziell jedes Jahr einen Jahresumsatz von mehr als 2,4 Milliarden Euro in Deutschland generieren könnte. Das wäre mehr als eine Verdopplung der Einnahmen die Facebook in Deutschland im Jahr 2020 mit Werbeerlösen generiert hat.
„Das ist der Beweis, dass Tech-Unternehmen ihr Geschäftsmodell nicht unbedingt auf das Sammeln und Auswerten von Verbraucherdaten ausrichten müssen – und dass ein Verzicht darauf aus finanzieller Sicht auch attraktiver sein könnte“, sagt Harold Li, Vice President bei ExpressVPN.
„Die Daten zeigen, dass die Verbraucher zunehmend besorgt über den potenziellen Missbrauch persönlicher Daten durch große Tech-Unternehmen sind und gerne dafür bezahlen, dass sie damit aufhören .Abgesehen von finanziellen Anreizen ist die Privatsphäre natürlich ein Grundrecht und sollte in jedem Fall respektiert werden.“
Die Mehrheit der Deutschen sieht eine mögliche Beteiligung von Huawei am 5G-Ausbau in Deutschland kritisch
Aufgrund potenzieller Sicherheitsrisiken ringt die Bundesregierung seit Jahren darum, ob Huawei den 5G-Ausbau in Deutschland mitgestalten soll. 56 % der Deutschen ist besorgt über die mögliche Beteiligung von Huawei am Ausbau des deutschen 5G-Netzes.
Auch bei der Akzeptanz von 5G sind die Deutschen gespalten: Nachdem sie über mögliche Datenschutzrisiken informiert wurden, gab nur die Hälfte an, dass sie das 5G-Netz und 5G-Technologien nutzen wollen.