Digitale Technologien werden mittlerweile überall auf der Welt eingesetzt und kein Kontinent bleibt unberührt. Obwohl es unglaublich schwierig ist, den Wert der digitalen Wirtschaft zu beziffern, wird er nach verschiedenen Schätzungen der Vereinten Nationen (UNO) auf etwa 4 bis 15 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes (BIP) geschätzt.
Ideen, wie dauerhafte Konnektivität und Cloud haben im Allgemeinen dazu gedient, die Globalisierung zu fördern und eine verbindende Rolle für Menschen und Unternehmen in verschiedenen Teilen der Welt zu spielen. In den letzten Jahren haben wir jedoch festgestellt, dass die kulturellen Unterschiede immer deutlicher hervortreten.
Datenschutz als Menschenrecht in EMEA
Vor allem in EMEA – angeführt vom Europäischen Gerichtshof – wurde die Idee, dass Daten problemlos von einem Ort zum anderen fließen dürfen, stark in Frage gestellt. In diesem Teil der Welt ist der Schutz der Privatsphäre ein Menschenrecht, das im Widerspruch zum Konzept der frei fließenden Daten und der sogenannten Sharing Economy steht.
Die im Mai 2018 verabschiedete Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) war das erste Beispiel für einen wirklich robusten und strafbewehrten Rechtsrahmen, der auf gemeinsamen Grundsätzen des Datenschutzes beruht. Mehr als drei Jahre später zeigt die DSGVO weiterhin ihre Zähne und Unternehmen, die sie nicht einhalten, müssen mit hohen Geldstrafen rechnen.
Allzu oft werden deshalb solche Vorschriften wie die DSGVO und die kürzlich erfolgte Aufhebung des Privacy Shield durch die EU im Jahr 2020 als Hindernisse angesehen. Dies liegt möglicherweise daran, dass Daten die Währung der digitalen Wirtschaft sind und Einschränkungen ihrer Nutzung als Angriffe auf kapitalistische Freiheiten und Innovationen angesehen werden.
Dies ist jedoch eine verengte Sichtweise auf das, was die digitale Wirtschaft wirklich ist. Daten werden oft als Währung von hochgradig monetarisierbaren Rohstoffen wie Öl und Gold bezeichnet. Sie unterscheiden sich jedoch stark von diesen Werten, denn sie reichen in ihrer Eigenschaft von höchst vertraulich und sehr persönlich bis hin zu unentzifferbar und völlig nutzlos. Ihr Wert schwankt somit und ist vom jeweiligen Standpunkt abhängig.
Was Daten, insbesondere personenbezogene Daten, mit unpersönlichen Objekten wie Öl und Geld gemeinsam haben, ist, dass ihre kommerzielle Nutzung geregelt werden muss.
Genauso wie Banken auf das Geld ihrer Kunden aufpassen müssen, sind Unternehmen, die Daten nutzen, um wertvolle, verwertbare Erkenntnisse zu gewinnen, verpflichtet, diese Daten zu schützen. Es handelt sich um einen Gesellschaftsvertrag, der durch Verordnungen wie die DSGVO gesetzlich durchsetzbar wird.
Um in EMEA daher wirklich erfolgreich zu sein, müssen Technologie- und Cloud-Anbieter verstehen, dass Datenschutz und Vertrauen ein kultureller Eckpfeiler der europäischen Gesellschaft sind. Sowohl globale als auch regionale Anbieter müssen sich der Feinheiten des europäischen Datenschutzes und der Souveränität der Bürger bewusst sein, um die Erwartungen ihrer Kunden angemessen erfüllen zu können.
Das von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik initiierte Projekt GAIA-X beispielsweise hat zum Ziel, einen Vorschlag für eine europäische Dateninfrastruktur der nächsten Generation zu erarbeiten. Die Vision ist es, ein digitales Ökosystem zu schaffen, in welchem Daten und Dienste in einer vertrauensvollen Umgebung für Europa und darüber hinaus zur Verfügung gestellt, gesammelt und gemeinsam genutzt werden können.
Kulturelle Eigenheiten respektieren
Die Auswirkungen auf Cloud-Anbieter, die in EMEA tätig sind, könnten schädlich sein, wenn der Eindruck entsteht, dass ihre eigenen Methoden der Datenerfassung, des Datenaustauschs und des Datenschutzes nicht mit den europäischen Datenschutzwerten übereinstimmen.
Dies ist ein gutes Beispiel für meine Überzeugung, dass es bei Technologie und Wirtschaft immer um Menschen geht. Die kulturellen Einstellungen zum Datenschutz auf der ganzen Welt sind eine Herausforderung, mit der sich die großen Technologie-Unternehmen noch immer auseinandersetzen müssen. Sie hat eine immense und komplexe Geschichte, die auf den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Erfahrungen jeder einzelnen Nation beruht.
Tatsache ist, dass der Schutz der Privatsphäre ein Menschenrecht ist, das von großen Technologie-Unternehmen nicht mit Füßen getreten werden darf. Vor allem die Cloud-Branche muss sich dies zu eigen machen und nicht dagegen ankämpfen, wenn sie das rasante Wachstum des letzten Jahrzehnts fortsetzen will.