Die überwältigende Mehrheit der deutschen Unternehmen beschäftigt sich inzwischen mit der Digitalen Transformation und geht das Thema meist auch strategisch an. Die konkrete Umsetzung erfolgt bislang aber eher zögerlich; zu den wesentlichen Gründen dafür zählen Probleme, mit denen die IT schon immer zu kämpfen hat.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von ARITHNEA zum Status quo der Digitalen Transformation in Deutschland. Für seine Untersuchung befragte der Digital-Business-Spezialist ARITHNEA im August 2016 telefonisch 50 Geschäftsführer deutscher Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern.

Die Unternehmen kommen sowohl aus dem B2C- als auch dem B2B-Umfeld und stammen aus zahlreichen verschiedenen Branchen. Darüber hinaus führte ARITHNEA qualifizierte Interviews mit Fachexperten und Digitalisierungs-Verantwortlichen in Unternehmen durch.

Die zentralen Ergebnisse:
Fast alle befragten Unternehmen (96%) beschäftigen sich bereits in irgendeiner Form mit der Digitalen Transformation. Von denjenigen, die es tun, gehen die meisten das Thema dabei offensichtlich auch mit der gebotenen Entschlossenheit an. So sagten 58% von ihnen, in ihrem Unternehmen beschäftige man sich "strategisch" mit der Digitalisierung, weitere 31% bezeichneten die Beschäftigung mit der Digitalen Transformation als "ernsthaft". Nur 11% gaben zu Protokoll, ihr Unternehmen setze sich lediglich "lose" mit dem Thema auseinander.

Als die beiden Top-Treiber für die Beschäftigung mit der Digitalen Transformation nannten die Befragten die neuen Möglichkeiten, die das Internet der Dinge bietet (79%) und die Notwendigkeit, die eigene Wettbewerbsfähigkeit langfristig sicherzustellen (73%).

Bereits mit einigem Abstand auf Platz drei landeten die steigende Erwartungshaltung der Kunden (56%) und die Tatsache, dass die eigene IT ohnehin grundlegend verbessert werden muss (ebenfalls 56%). Überraschend gering scheint derzeit noch der Marktdruck zu sein, den die Unternehmen verspüren. So gaben lediglich 40% an, sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen, weil sie einen solchen Druck akut verspüren.

Die tatsächliche Umsetzung der Digitalen Transformation erfolgt bislang allerdings noch eher zögerlich. So haben laut der ARITHNEA-Studie bisher erst 40% der deutschen Unternehmen erste Projekte realisiert. Der Rest der Befragten sagte unter anderem, ihr Unternehmen habe mit der Umsetzung der Digitalisierung begonnen, erste Projekte geplant, befinde sich derzeit noch in ersten Gesprächen oder habe immerhin bereits die grobe Marschroute oder die Strategie vorliegen.

Als Haupthindernisse für die Digitalisierung führen die Befragten vor allem zwei alte Bekannte ins Feld. Es sind genau die beiden Probleme, mit denen die IT in den Unternehmen schon immer zu kämpfen hat, nämlich mangelnde Personal-Ressourcen (68%) und ein zu hoher Budgetbedarf (56%).

Viele Befragte gaben darüber hinaus an, das Thema sei zu umfangreich und kaum zu organisieren (34%) und dass sie nicht über genügend internes Know-how verfügen (32%). Ein relativ großer Teil musste außerdem eingestehen, dass die eigene Organisation zu starr ist (20%), das Unternehmen keine Änderungskultur habe (14%) und ihre IT nicht flexibel genug ist (14%).

"Es braucht Mut zur Priorisierung"
Die große Komplexität des Themas bestätigt auch Klaus Rovara, der im Rahmen der qualitativen Interviews befragt wurde. Er ist Head of Digital Business to Consumer bei BSH Hausgeräte und kann Unternehmen aus eigener Erfahrung einen Tipp zur Umsetzung der Digitalen Transformation mit auf den Weg geben:

"Es braucht Mut zur Priorisierung. Die Möglichkeiten der Digitalisierung erscheinen unendlich, aber man sollte gleich zu Beginn diskutieren, was gemacht wird und vor allem was nicht. Sonst besteht die Gefahr, sich durch zu viele Projekte zu verzetteln."

Ganz ähnlich, wie es die Umfrageergebnisse darstellen, schätzt auch Prof. Dr. Volker Gruhn den Status quo der Digitalisierung ein. Er ist Professor für Praktische Informatik an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen sowie Aufsichtsratsvorsitzender beim IT-Dienstleister adesso und wurde ebenfalls befragt.

"Viele Unternehmen haben erkannt, dass sie sich allmählich mit der Digitalen Transformation auseinandersetzen müssen. Sie tun sich aber schwer, den richtigen Einstieg zu finden", so Professor Gruhn. Sein Rat an die Unternehmen lautet: "Man muss die Digitale Transformation schrittweise anfangen, darf aber auch nicht zu zögerlich vorgehen."

Dass aber auch die Politik noch einige Hausaufgaben zu erledigen hat, darauf wies Christoph Khodja, Leiter IT Solution Center bei GRENKE  hin. Sein Unternehmen ist international aktiv, unterliegt der Finanzaufsicht und hat insbesondere auf europäischer Ebene mit regulatorischen Hürden zu kämpfen.

"Da es hinsichtlich Personendatenschutz derzeit keine einheitliche Regelung gibt, müssen individuelle Voraussetzungen in den Ländern geprüft und gegebenenfalls geschaffen werden. Wir benötigen hier Verlässlichkeit, da wir uns nicht in Grauzonen bewegen können. Daher sind einige Ideen heute noch nicht umsetzbar oder mit zu großem Aufwand verbunden."

"Die gute Nachricht unserer Studie ist: Die deutschen Unternehmen scheinen gerade noch rechtzeitig aus ihrem Dämmerschlaf aufgewacht zu sein und die Digitalisierung jetzt endlich in die Hand zu nehmen", kommentiert Olaf Kleidon, CEO von ARITHNEA.

"Das ist auch dringend nötig, selbst wenn sie noch keinen akuten Marktdruck verspüren. Die Bedingungen verschieben sich derzeit fundamental und neue Geschäftsmodelle, neue Organisationsstrukturen und neues Know-how lassen sich nicht von heute auf morgen schaffen."

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