Ohne Daten keine KI – so einfach lässt sich die Erfahrung beschreiben, die viele Unternehmen derzeit machen. Eigentlich würden sie gerne datengetrieben arbeiten und mit KI-Anwendungen Themen wie dem Fachkräftemangel, gestörten Lieferketten oder anderen drängenden Problemen entgegenwirken. Doch sobald es an die Umsetzung konkreter Projekte geht, stellen viele fest, dass ihnen die benötigten Daten fehlen.
Von Volker Gruhn, Aufsichtsratsvorsitzender und Gründer von adesso.
KI ist auf Trainingsdaten angewiesen, auch das ausgefeilteste KI-Modell kann keine Ergebnisse aus dem Nichts liefern. Hätten Unternehmen frühzeitig begonnen, Daten zu sammeln und aufzubereiten, könnten sie jetzt mit klassischer oder generativer KI durchstarten. Da sie das oft nicht getan haben, fehlt ihnen jetzt die Datenbasis – und sie legen entsprechende Projekte auf Eis. Leider vertagen sie dann häufig auch die Entscheidung, welche Daten gesammelt und wie diese verarbeitet werden sollen. Das hat fatale Folgen.
Derzeit sind nämlich Technologien wie GenAI dabei, zahlreiche Märkte von Grund auf umzukrempeln – ganz so, wie es vor Jahren das Internet, Mobile Business und die Cloud getan haben. Auch sie haben die Wirtschaft nachhaltig verändert und viele Unternehmen erfolgreich gemacht, aber auch so manche etablierte Firma in Bedrängnis gebracht.
So wie wir jetzt auf die Anfangszeit dieser Technologien zurückblicken, werden wir in einigen Jahre auf die aktuelle Phase mit KI und GenAI schauen. Deshalb müssen Unternehmen spätestens jetzt die Weichen für ihren Erfolg in der datengetriebenen Welt stellen und in das Thema Daten investieren. Investitionen in das eigene Datenmanagement unterscheiden sich jedoch in einem zentralen Punkt von anderen Investitionsentscheidungen.
Ein Unternehmen, das eine neue Maschine kauft oder eine neue Niederlassung eröffnet, kann den Return on Investment in der Regel aufgrund von Erfahrungswerten gut kalkulieren. Wer dagegen mit dem Sammeln, Bereinigen, Aggregieren und Bereitstellen von Daten beginnt, kann das Potenzial oft nur erahnen – der wahre Wert der Daten zeigt sich erst später.
Erst wenn die Daten vorliegen und analysiert werden, zeigt sich, was in ihnen steckt. Zum Beispiel, ob Telefondaten aus dem Call Center tatsächlich die Leistung des Servicepersonals verbessern können. Oder ob die Trackingdaten einer Landingpage wirklich Ansätze für die Optimierung einer Kampagne liefern.
Dennoch ist mein Rat an Unternehmen einfach: Mut haben und – unter Berücksichtigung aller Datenschutzbestimmungen und regulatorischen Anforderungen – ab sofort sammeln, sammeln, sammeln. Und zwar sowohl Daten als auch Erfahrungen. Gleichzeitig müssen sie die organisatorischen Voraussetzungen schaffen, um einen optimalen Datenfluss im Unternehmen zu gewährleisten, sonst bremst die stockende Datenbereitstellung später wieder KI-Projekte aus.
Und wenn Bedenkenträger einwenden, man wisse noch gar nicht, wofür die vielen Daten nützlich seien, ist die beste Antwort: „Aber ich weiß, was passiert, wenn wir jetzt nicht endlich anfangen, Daten zu sammeln.“