Ob bei der Anbindung neuer Standorte oder im Zuge der Ablösung bestehender MPLS-Systeme: Unternehmen interessieren sich zunehmend für SD-WAN-Lösungen. Hierbei spielt auch die pandemiebedingt gestiegene Bedeutung von Remote-Arbeit und die optimale Anbindung der Mitarbeiter*innen eine Rolle.
Während sich technische Features relativ schwer vergleichen lassen – gerade auf Basis von Herstellerangaben – stehen Interessenten spätestens beim Blick auf die Preisgestaltung häufig vollends vor einem Rätsel. Denn diese ist oft schwer verständlich und kaum nachvollziehbar.
Was SD-WAN-Interessenten grundsätzlich wissen sollten, um ein besseres Verständnis für die Kostenstruktur zu gewinnen, haben jetzt die Experten von becom zusammengefasst.
Das Preismodell: Kaufen oder mieten?
Wer sich am SD-WAN-Markt umsieht, stößt sowohl auf Kauf- als auch Mietangebote. Anders als teilweise vermutet, steckt dahinter nicht immer eine eindeutige Philosophie des jeweiligen Herstellers. Denn vielfach ist das jeweilige Preismodell eher historisch bedingt. So finden sich unter den Kauflösungen häufig Anbieter, die ursprünglich aus dem Router- oder Firewall-Markt kommen. Bereits vorhandene Applikationen und Appliances werden hier unter neuer „SD-WAN-Flagge“ vermarktet.
Während ein solches Kaufmodell seinen Charme durch vermeintlich nur einmalige Kosten entfaltet, sollten Anwender bedenken, dass die Betriebsfähigkeit hier in ihrer Verantwortung liegt: Der Hersteller selbst begrenzt seine Leistung in der Regel auf Gewährleistungen bei Hardware und Softwarewartung. Die Gefahr besteht häufig darin, dass die eigenen, zusätzlichen Kosten für den Betrieb einer solchen Lösung nach dem Kauf nicht oder nur ungenügend berücksichtigt werden.
Mietlösungen im Gegenzug werden häufig von relativ jungen, als Startup neu gegründeten SD-WAN-Spezialisten angeboten. Der Hauptunterschied zu vorgenannten Gruppe ist, dass hier der Anbieter für den Betrieb des Netzwerks verantwortlich ist. Der Kunde kauft diese Leistungen mit ein und entrichtet dafür monatliche Mietgebühren.
Typische Kostenfaktoren: Bandbreite und Hardware
Sind grundsätzliche Fragen hinsichtlich einer SD-WAN-Lösung entschieden, kommen auch im Detail weitere Aspekte ins Spiel, die zu Preisunterschieden bei verschiedenen Angeboten und Herstellern führen können. So stellt beispielsweise die genutzte Bandbreite einen klaren Kostenfaktor dar.
Während dies bei Cloud-Anbietern noch relativ klar nachvollziehbar ist, da verhältnismäßig teurer Traffic der großen Anbieter genutzt wird, setzen interessanterweise oft auch andere Hersteller auf ein derartiges Preismodell. Hier scheint die Frage der Bandbreite allerdings eher als Marketing- bzw. Vertriebsinstrument zu dienen, um eine entsprechende Preis-Staffelung rechtfertigen zu können.
Ein Faktor, der den Preis ebenfalls stark beeinflusst, ist die gewählte Hardware. Grundsätzlich gilt hierbei: Die hohe Verschlüsselungsleistung, die gerade bei größeren Bandbreiten erforderlich ist, hat buchstäblich ihren Preis – und zwar in Gestalt leistungsstärkerer (und somit teurerer) Hardware.
Gerne vergessen: Infrastruktur- und Servicekosten
Wer nun das Angebot seines bevorzugten SD-WAN-Anbieters vor sich hat, sollte einen weiteren Kostenblock nicht vergessen: Die Ausgaben für die darunter liegende Infrastruktur sowie die Servicekosten.
Letztere können sich je nach benötigtem SLA (Service-Level-Agreement) deutlich unterscheiden, sollten aber in der Gesamtkalkulation eines SD-WAN-Projekts auf jeden Fall berücksichtigt werden.