Pünktlich zum Cybersecurity Awareness-Month belegt eine neue Studie die bislang oft unterschätzten Folgen von Cyber-Verbrechen auf die mentale Gesundheit der Betroffenen. Die Umfrage unter rund 1.000 Opfern von Attacken liefert alarmierende Zahlen: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Deutschen, die Opfer von Cyberkriminalität wurden, berichtet von Schamgefühlen und emotionalem Stress.
Knapp ein Viertel (24 Prozent) der Befragten empfinden einen deutlichen Rückgang ihres Selbstwertgefühls. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass Cyberattacken nicht nur finanzielle, sondern auch erhebliche psychische Auswirkungen haben – ein Aspekt, der bisher vernachlässigt wurde.
Cyberkriminalität belastet die psychische Gesundheit erheblich
Im Durchschnitt erlitten die befragten Opfer durch die Attacken persönliche Verluste in Höhe von 400 Euro. Ein Fünftel der Befragten hatte aufgrund dieser Verluste Schwierigkeiten, Rechnungen zu begleichen oder musste Ausgaben für lebensnotwendige Dinge wie Lebensmittel reduzieren. Die psychischen Folgen dieser Angriffe sind jedoch häufig weniger bekannt und werden stark unterschätzt.
„Cyberkriminalität trifft die Menschen nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Es ist entscheidend, dass wir das Schweigen brechen und Betroffene ermutigen, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen“, erklärt Philipp Merth, Regional Vice President CER bei Akamai. „Nur so können wir das Stigma bekämpfen und echte Unterstützung bieten. Denn Cyberkriminelle entwickeln immer raffiniertere Wege, um Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen und an Daten oder Geld von Privatpersonen oder Unternehmen zu gelangen.“
Die Umfrage zeigt zudem, dass mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) nach einem Angriff unsicher war, wie sie vorgehen sollten und fast die Hälfte (47 Prozent) sich hilflos fühlte. Diese Zahlen verdeutlichen, dass viele Opfer mit ihren Emotionen und der Ungewissheit über die nächsten Schritte allein gelassen werden. Über ein Drittel der Befragten (39 Prozent) verschweigt aus Angst und Scham das volle Ausmaß der psychischen Belastungen.
Wege aus dem Cyber-Stigma
Die befragten Deutschen haben eine Vielzahl von Cyberverbrechen erlebt, darunter Phishing, Betrug und soziale Manipulation (62,4 Prozent), sowie Identitätsdiebstahl (37 Prozent). Die Mehrheit der Befragten (59 Prozent) gab an, dass sie keine Ressourcen und Unterstützung finden konnte, was die Notwendigkeit weiterer Hilfsangebote unterstreicht.
Um das Cyber-Stigma zu bekämpfen und Betroffenen gezielte Unterstützung zu bieten, hat Akamai in Zusammenarbeit mit der Psychologin Tara Quinn-Cirillo den Leitfaden „It’s time to talk about cyberstigma“ veröffentlicht. Der Ratgeber liefert praktische Tipps und Anleitungen, wie Opfer über ihre Erlebnisse sprechen und psychische Belastungen besser bewältigen können. Das Ziel: Ein offener Austausch, der das Bewusstsein für die Problematik stärkt und Prävention fördert.
„Cyberkriminalität kann das psychische Wohlbefinden einer Person erheblich beeinträchtigen. Wie diese Studie zeigt, sind Selbstzweifel häufig und verstärken das Gefühl von Unzulänglichkeit, was äußerst belastend sein kann“, erklärte Dr. Tara Quinn-Cirillo. „Die Wahrheit ist, dass heutzutage jeder Opfer von Cyberkriminalität werden kann, und es ist von größter Bedeutung, die psychologischen Auswirkungen dieser Art von Verbrechen auf die Betroffenen zu berücksichtigen.“
Über die Studie
Die Untersuchung wurde von Censuswide im Auftrag von Akamai unter 1.000 deutschen Cybercrime-Opfern durchgeführt, die in den vergangenen zwölf Monaten einen Angriff erlebt haben. Die Datenerhebung fand zwischen dem 23. und 27. August 2024 statt und entspricht den Standards der Market Research Society (MRS) und den Prinzipien von ESOMAR.