ExpressVPN hat eine neue Studie veröffentlicht, die das Ausmaß der globalen Standortüberwachung aufzeigt. Zusammengefasst: Alle 450 Apps, die ExpressVPN analysiert hat, enthielten fragwürdige Location-Tracker. Diese Apps wurden zusammen weltweit mindestens 1,7 Milliarden mal heruntergeladen. Location-Tracker wurden dabei auch in Apps gefunden, die speziell ein europäisches Publikum ansprechen.

Die Untersuchung stellt Schnüffelsoftware von mehreren Unternehmen in den Mittelpunkt, die bereits mehrfach wegen Datenschutzskandalen aufgefallen sind, beispielsweise X-Mode, Predicio und OneAudience. Von diesen werden Standortdaten nicht nur für Werbezwecke genutzt, sondern landen mitunter auch beim US-Militär und Strafverfolgungsbehörden.

„Unsere Untersuchung deckte Standort-Tracker in Apps auf, die sich speziell an ein europäisches Publikum richten, darunter zahlreiche Dating-Apps, mindestens 14 Radio-, TV- und Nachrichten- sowie vier Fußball- und 20 Reise-Apps. Diese Apps wurden mindestens 16 Millionen Mal heruntergeladen", sagt Sean O’Brien, leitender Forscher des ExpressVPN Digital Security Lab und und Gründer des Yale Privacy Lab.

Weitere Kernaussagen der Untersuchung:

  • Standort-Tracker wurden in 42 Messaging-Apps gefunden, die insgesamt 187 Millionen Mal heruntergeladen wurden. Darunter befinden sich auch Apps, die sich als beliebte Dienste wie Telegram, Facebook Messenger und WeChat tarnen. Diese Apps imitieren das Aussehen und die Bedienung beliebter Marken oder kopieren sogar deren Namen. Dies ist aktuell besonders relevant, da die Verbraucher angesichts des jüngsten WhatsApp-Skandals zu anderen Messaging-Apps strömen.
  • Die Schnüffelsoftware X-Mode, die von Apple und Google verboten wurde, ist immer noch in vielen Apps im PlayStore vorhanden. 44 Prozent (199) der in unserer Untersuchung analysierten Apps zeigen, dass sich die zugehörigen Downloads auf mehr als 1 Milliarde belaufen. Diese Apps werden weltweit genutzt und reichen thematisch von Gesundheit, Wetter, Spielen und Foto bis zu Make-up-Filtern. Trotz des Verbots sind derzeit nur 10 Prozent dieser Anwendungen aus dem Google Play Store entfernt worden.
  • Die Überwachung muslimischer Zielgruppen über Apps ist viel umfangreicher als bisher berichtet. So wurden X-Mode und zugehörige Location-Tracker-SDKs in zehn religiösen und kulturellen Apps mit mindestens 67 Millionen Downloads identifiziert. Standort-Tracker gibt es auch in Apps, die auf Länder mit großen muslimischen Bevölkerungsgruppen abzielen, etwa in sozialen Apps in Ägypten und Indonesien.
  • Dating-Apps sind stark von Standort-Trackern betroffen: 64 der 450 analysierten Apps sind Dating-Apps, die Standort-Tracker enthalten und 52 Millionen Mal heruntergeladen wurden. Die Dating-Apps zielen auf eine breite Palette von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Vorlieben sowie auf mehrere Gruppen ab, die nach ihrer ethnischen Zugehörigkeit unterteilt sind.
  • Standort-Tracker wurden in Apps gefunden, die sich speziell an ein europäisches Publikum richten, darunter Radio Deutschland mit mehr als 1 Million Downloads. Standortüberwachung späht in die sensibelsten Bereiche unseres Lebens

„Das Ausspionieren von Standorten stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Menschenrechte dar, da es Einblick in die sensibelsten Aspekte unseres Lebens und die Personen, mit denen wir verkehren, gibt. Wenn Standortinformationen mit IoT-Beacons gekoppelt werden, nennen wir das Proximity Tracking", sagt Sean O'Brien.

„Ihre Entfernung zu diesen Geräten verrät, wie lange Sie sich zum Beispiel in einem Gang eines Lebensmittelgeschäfts aufhalten. Im Zusammenspiel mit Daten von anderen Smartphones kann das Proximity-Tracking beispielsweise aufdecken, mit wem Sie sich treffen, wer in Ihrem Auto sitzt oder mit wem sie im Bett liegen."

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