Es kommt Bewegung in das Projekt um die „Europacloud“ GAIA-X. Ziel ist weiterhin die Schaffung eines europäischen Daten-Ökosystems, das zu größerer Transparenz und digitaler Souveränität führen soll, besonders in Hinblick auf die Übermacht von US-Cloud-Anbietern. Schließlich gilt für amerikanische Anbieter der CLOUD Act, der sich nur schwer mit der EU-DSGVO vereinbaren lässt - zum Nachteil europäischer Anwender.
Am Mittwoch teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit, dass im nächsten Schritt 22 deutsche und französische Unternehmen eine internationale, nicht-gewinnorientierte Organisation nach belgischem Recht gründen werden. Laut dem Ministerium war das Feedback seit der Präsentation im Herbst 2019 sehr positiv, derzeit seien etwa 300 Firmen und andere Organisationen an dem Projekt beteiligt.
Auf Unternehmensseite stehen Betriebe verschiedener Größen auf dem Plan – vom Startup bis zum Großkonzern. Andere Unterstützer sind etwa wissenschaftliche Verbände aus ganz Europa, aber auch den USA und Japan. Es gibt mehr als 20 Arbeitsgruppen, in denen über die Umsetzung auf Technologie-Ebene beraten wird. In dem Zusammenhang gab es Berichte, dass besonders Amazon in diesen Gruppen stark beteiligt ist.
Allgemein scheint sich die Sicht von US-Anbietern auf den europäischen Vorstoß zu wandeln. Im Herbst war die amerikanische Reaktion sehr negativ, doch nun drängen Konzerne wie IBM, Microsoft oder Google darauf, Teil von GAIA-X zu werden. Brad Smith, Präsident von Microsoft sagte kürzlich der dpa, er halte das Projekt für einen „durchdachten Vorschlag“.
Weiterhin deutete er an, dass Microsoft sich beteiligen wolle, da die Teilnahme am GAIA-X-Netzwerk Unternehmen verschiedener Länder offenstehe, solange die Erfüllung objektiver Standards für den Datenschutz und die Nutzung der Daten gegeben sei.
Die Tatsache, dass das Projekt GAIA-X in die nächste Phase geht, ist definitiv erfreulich. Denn das europäische Netzwerk hat in jedem Fall das Potenzial, für eine echte Datensouveränität in Europa zu sorgen. Auch DRACOON ist Mitglied und unterstützt diesen Vorstoß. Die Tatsache, dass nun auch amerikanische Hersteller das Vorhaben begrüßen, ist zunächst einmal positiv zu sehen.
Die Einführung der EU-DSGVO als historischen Vorstoß für mehr Datenschutz in Europa und der Welt hat ihnen möglicherweise noch einmal die Bedeutung des Themas vor Augen geführt. Auch zeigte eine kürzlich erschienene Umfrage im Auftrag von HPE, dass eine deutliche Mehrheit der deutschen Führungskräfte (85 Prozent) digitale Souveränität für ein wichtiges oder sehr wichtiges Ziel ihrer Digitalisierungs-Strategie hält.
In der heutigen digitalisierten Geschäftswelt kennt Datenschutz keine Ländergrenzen und Verstöße gegen den Datenschutz machen eben auch davor nicht halt. Aus diesem Grund ist ein europäisches Netzwerk, das auch auf die Hilfe der Expertise aus nicht-europäischen Ländern setzt, aus unserer Sicht als Anbieter von Enterprise File Services unbedingt zu unterstützen.
Wir freuen uns, unser eigenes Know-how und unsere Erfahrung in das Projekt miteinbringen zu dürfen. Der Schutz von Informationen, Transparenz und die Datensouveränität der Nutzer hatte für uns schon bei der Produktentwicklung oberste Priorität und ist somit in unseren Grundsätzen fest verankert.
Es ist ein wichtiges Zeichen, dass die Bedeutung nun auch auf politischer Ebene erkannt wird und sich Firmen, aber auch Wissenschaftsinstitute aus ganz Europa und der Welt dafür zusammenschließen. Denn nur wenn Wissen und Technologien effektiv gebündelt werden, kann GAIA-X zum Erfolg werden und für Europa möglicherweise ein neues Zeitalter in Sachen Datensicherheit einläuten.