Die zunehmende Verbreitung von Multi-Cloud-Umgebungen in Unternehmen wirft für IT-Verantwortliche die Frage auf, wie die Migration in die Cloud möglichst kosteneffizient gestaltet werden kann. In diesem Jahr spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, darunter insbesondere FinOps und dass sich branchenspezifischer Cloud-Plattformen immer weiter ausbreiten.
Klaus Stephan, Practice Leader Cloud und Benedikt Ernst, Consult Leader bei Kyndryl Deutschland, haben vier Entwicklungen identifiziert, die diesbezüglich im Jahr 2024 besonders wichtig werden.
Ein erster Schritt muss die Prüfung und Modernisierung von Anwendungen und Workloads sein, um Kosten zu optimieren. Es ist von höchster Bedeutung, die Situation proaktiv zu gestalten und nicht dem Zufall zu überlassen. Unternehmen setzen auf die Cloud, um ihren IT-Betrieb flexibler, effizienter und sicherer zu gestalten – dies wird auch im kommenden Jahr so bleiben. Einige Unternehmen, die sich mit der Migration beeilt haben, wurden jedoch enttäuscht und stellen nun zukünftige Cloud-Investitionen in Frage.
Während sich Unternehmen mit den Stärken und Schwächen der Cloud-Technologie auseinandersetzen und gleichzeitig Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz, regulatorische Änderungen und Nachhaltigkeitsziele meistern, müssen sie sich auf innovative Ansätze und vertrauenswürdige Partner stützen.
Oftmals haben sich die Cloud-Kosten allerdings als eine der größten Enttäuschungen erwiesen, und der Wunsch, die Ausgaben einzudämmen, wird in diesem Jahr zunehmen. Denn die Realität zeigt, dass die Migration in die Cloud allein meist keine Kostenvorteile bringt. Zeitgleich setzen Unternehmen mittlerweile nicht mehr nur auf einen Cloud-Anbieter, sondern agieren in einem Multi Cloud Environment. Gerade in diesem Umfeld gilt es die Kosten im Blick zu halten.
1. FinOps wird die essentielle Disziplin im modernen IT-Betrieb
Eine von Kyndryl in Auftrag gegebene und in Deutschland durchgeführte IDC-Studie zeigt, dass 44 Prozent der Entscheider in Deutschland von der Cloud-Nutzung Kosteneinsparungen erwarten. Um dieses Potenzial tatsächlich zu realisieren, werden Unternehmen im neuen Jahr zunehmend FinOps (Financial Operations) einführen, um Cloud-Investitionen optimal zu nutzen. Da immer mehr Unternehmen auf hybride und Multi-Cloud-IT-Umgebungen setzen, können Finanzabteilungen Schwierigkeiten haben, den End-to-End-Betrieb zu überwachen und zu verwalten.
Ohne Transparenz und mit variablen Preisen sind die Cloud-Kosten schwer zu kontrollieren. Aus diesem Grund ist FinOps ein entscheidender Faktor: Der Ansatz bringt Finanz-, Technik- und Business-Teams zusammen an einen Tisch, sodass sie Cloud-Investitionen optimieren können. Ein Cloud Center of Excellence kann helfen, diese Kompetenz und die Leitlinien initial aufzubauen. Der effektive Einsatz von FinOps kann die Cloud-Kosten um 20 bis 30 Prozent senken, so eine Schätzung von McKinsey. Die Zahl der Unternehmen, die FinOps einsetzen, hat sich laut IDC in den letzten zwei Jahren verdoppelt.
2. Proaktive Ansätze senken Kosten
Auch wenn FinOps ganz oben auf der Agenda steht, können IT-Störungen und Ineffizienzen kostspielig sein. Unternehmen müssen anderen Maßnahmen zur Stärkung ihrer Cloud-Strategien Priorität einräumen. AIOps (Artificial Intelligence for IT Operations) zum Beispiel kann Unternehmen dabei helfen, IT-Probleme proaktiv zu erkennen und zu stoppen, bevor sie entstehen. Übergreifende Integrations-Plattformen wie Kyndryl Bridge, die Unternehmen einen ganzheitlichen Überblick über ihre Betriebsabläufe geben, werden der Schlüssel sein, um komplexe IT-Umgebungen sinnvoll und gewinnbringend zu nutzen.
Steigende Kosten für Cloud-Umgebungen können für Unternehmen zu einem echten Problem werden und sie sollten frühzeitig reagieren. Gartner geht davon aus, dass die weltweiten Ausgaben für öffentliche Cloud-Dienste bis 2023 um etwa 21 Prozent steigen werden, was auf neue Technologien wie generative KI zurückzuführen ist.
3. Branchenspezifische Cloud-Plattformen sind im Kommen
Spezialisierte Cloud-Plattformen werden sich weiter ausbreiten. In einigen Sektoren wie dem Einzelhandel und dem Finanzwesen sind diese Plattformen bereits auf dem Vormarsch und werden sich auf andere Sektoren wie die produzierende Industrie ausweiten. Um Effizienzsteigerungen, Innovationen und Kostenoptimierung umzusetzen, sind in jeder Branche und Subbranche einige Besonderheiten zu beachten.
Sowohl Cloud-Anbieter und Hyperscaler als auch Managed Cloud Service Provider müssen gemeinsam spezielle Datenmodelle für die Branche unterstützen, stets auf dem aktuellen Stand der jeweiligen Compliance-Anforderungen der Branche sein, KI-Tools liefern können und gegebenenfalls auf ein umfangreiches Partner-Ökosystem zugreifen können. Branchenspezifische Cloud-Plattformen bieten dank dieser Faktoren maßgeschneiderte Lösungen, die den spezifischen Anforderungen der Branche gerecht werden und Technologie mit innovativen Geschäftschancen verbinden.
4. Erst die Modernisierung von Anwendungen und Workload bringt Einsparungen
Viele Unternehmen wollen als Teil Ihrer Cloud First Strategie die IT Workload nahezu vollständig oder teilweise in die Cloud migrieren. Einige Unternehmen haben dies bereits getan. Zunehmend ist hierbei festzustellen, dass eine „Lift und Shift“-Migration, in der die Anwendungen und Workload nur auf virtuelle Server in der Cloud migriert wird, nicht die ursprünglich erhofften Cloud-Vorteile erzielt.
Es gilt auch den nächsten Schritt zu gehen und ausgehend von einer strukturierten Workload Analyse diese auch zu modernisieren, zu konsolidieren und moderne Cloud Services anstelle von alten Anwendungen zu nutzen. Es ist daher zu empfehlen, diesen Schritt ebenfalls in die Cloud-Strategie aufzunehmen, um nachhaltig die Vorteile der Cloud zu nutzen
Fazit
Moderne Cloud-Technologie ist in fast allen Branchen ein wesentlicher Bestandteil des funktionierenden Tagesgeschäfts geworden. Die Cloud-Transformation ist allerdings noch keineswegs am Ende und erfolgt in vielen Unternehmen schrittweise neben dem laufenden Betrieb. Ein ganzheitlicher Ansatz ist jedoch gefordert, der es ermöglicht, bestehende Infrastrukturen weiterhin zu nutzen und sie mit Public Cloud Services, Private Clouds und Edge Computing zu verbinden.
Hybrid Clouds und Multi Clouds werden voraussichtlich die dominierenden Cloud-Bereitstellungsmodelle sein. In diesen zunehmend komplexen Infrastrukturen ist die Zusammenarbeit mit einem Managed Cloud Service Provider ein sinnvoller Ansatz, um Potenziale zur Prozessverbesserung, Optimierung der Betriebsmodelle und vor allem Kostenoptimierung zu erschließen.