Laut einer Bitkom-Studie nutzen schon heute neun von zehn Unternehmen Cloud-Anwendungen und zwei Drittel der Befragten planen, künftig verstärkt in Cloud-Lösungen zu investieren. Ann-Kathrin Sauthoff-Bloch, Managing Director bei Infosys Consulting Deutschland, erläutert Schlüsseltrends und beschreibt, welche Schritte Unternehmen schon jetzt ergreifen sollten, um den größtmöglichen Nutzen aus Cloud-Lösungen zu ziehen.

Die Cloud ist am Wendepunkt
Mit dem verstärkten Einsatz von KI, Edge Computing und der Entwicklung von noch leistungsfähigeren Cloud-Plattformen werden die Cloud-Technologien von morgen nicht nur die digitale Transformation vorantreiben, sondern auch eine Ära der intelligenten, autonomen und hochgradig adaptiven IT-Landschaften einläuten.

Für Unternehmen muss die Cloud daher über rein technische Fragen hinaus auch ein Business Case sein. Systemintegratoren können dabei helfen, eine passende, effiziente Cloudstrategie zu erarbeiten und Unternehmen dabei unterstützen, in der neuen Ära der Cloud-Technologien nicht den Anschluss zu verlieren.

Trend 1: Multicloud-Orchestrierung für komplexe Cloud-Umgebungen in Unternehmen
Zwei Drittel aller Unternehmen haben einer aktuellen Infosys-Studie zufolge drei oder vier Cloud- und Cloud-Software-as-a-Service-Anbieter. Ein solches Multi-Cloud-System ist und bleibt jedoch eine große Herausforderung für die IT. Eine Antwort darauf bietet Multicloud-Orchestrierung – gewissermaßen der Cloud-native Cousin der Systemintegration.

Diese richtlinienbasierten Software-Tools ermöglichen die effiziente Ressourcenverwaltung über verschiedene Cloud-Plattformen hinweg. Ein Multicloud-Orchestrator stimmt Server-Workloads, Storage-Kapazitäten und virtuelle Maschinen aufeinander ab, wodurch Unternehmen Workloads effizient verteilen, Ressourcen optimal nutzen und Kosten senken können.

Durch diese Verteilung von Kapazitäten auf verschiedene Clouds können Unternehmen zudem die Ausfallsicherheit und somit ihre Zuverlässigkeit und Performance erhöhen.Zudem kann ein Multicloud-Orchestrator helfen, automatisierte Aufgaben in einem Workflow zu rationalisieren und sicherstellen, dass diese über den benötigten Zugang oder die Berechtigung zur Ausführung eines Workload verfügen.

Insgesamt bietet ein Multicloud-Orchestrator Unternehmen die Möglichkeit, die Vorteile verschiedener Cloud-Plattformen zu maximieren, Compliance-Richtlinien und Sicherheitsprotokolle einzuhalten und den Überblick über Auslastung und Nutzen von Ressourcen in einer Multicloud-Architektur zu behalten. Mit Blick auf die stetig steigende Nachfrage nach mehr Effizienz, Zuverlässigkeit, Sicherheit und geringeren Kosten wird das Thema Multicloud-Orchestrierung für Unternehmen künftig eine wesentliche Rolle spielen.

Trend 2: Zunehmende Cloud-Automatisierung
In Zukunft werden Unternehmen verstärkt auf Cloud-Automatisierung setzen, um standardisierte Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten: Diese Automatisierung erstreckt sich über eine Vielzahl von Softwaretools und softwarebasierte Methoden. Mit deren Unterstützung können Unternehmen dem IT-Fachkräftemangel begegnen, die Arbeitsbelastung von IT-Teams reduzieren und darüber hinaus menschliche Fehler bei der Verwaltung von Cloud-Diensten minimieren.

Indem die Skalierung, das Ressourcenmanagement und die Bereitstellung von Workloads in der Cloud automatisiert werden, können Unternehmen nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch Kosten senken und die Markteinführung neuer Produkte beschleunigen. Es ist wichtig zu betonen, dass Cloud-Automatisierung kein integraler Bestandteil einer bestimmten Cloud-Lösung ist, die Unternehmen einfach hinzubuchen können.

Vielmehr handelt es sich um Maßnahmen, die von Unternehmen umgesetzt werden sollten. Um die Vorteile der Cloud-Automatisierung voll auszuschöpfen, ist es deshalb entscheidend, dass Unternehmen bereits jetzt ihre Bestands-IT durch Cloud-Technologien automatisieren, vorhandene Anwendungen durch Cloud-native Entwicklungen ersetzen und moderne API-Sets sowie unternehmensspezifische DevOps-Prinzipien entwickeln.

Diese Maßnahmen leisten unter anderem einen wesentlichen Beitrag zur Standardisierung von Prozessen und Sicherheitsmaßnahmen und ermöglichen es Unternehmen, auch in der Zukunft diverse Herausforderungen in dynamischen und komplexen Cloud-Umgebungen erfolgreich zu bewältigen.

Trend 3: Optimierung der Cloud-Infrastruktur für maximale Performance
In Anbetracht des kontinuierlichen finanziellen und zeitlichen Aufwands für die Verwaltung, Erweiterung und Skalierung von Ressourcen und Cloud-Kapazitäten wird die Optimierung bestehender Cloud-Infrastruktur, -Anwendungen und -Dienste immer bedeutsamer. Eine zukunftsorientierte Cloud- und Datenmanagementstrategie wird für Unternehmen jeder Branche und Größe entscheidend sein, um Kapazitäten zu rationalisieren, vorhandene Ressourcen effizienter zu nutzen und Schatten-IT zu vermeiden.

Die verstärkte Implementierung fortschrittlicher Tools zur Kostenüberwachung und -analyse, einschließlich Spot-Instanzen und innovativer FinOps-Strategien, spielt dabei eine Schlüsselrolle bei der Kostenreduktion. Die regelmäßige Anpassung von Sicherheitskonfigurationen ermöglicht Unternehmen, ihre Cloud-Umgebung kontinuierlich den branchenspezifischen Compliance-Anforderungen anzupassen.

Der Trend hin zur Cloud-Optimierung als kontinuierlicher Prozess hilft Unternehmen dabei, die volle Bandbreite der Cloud-Vorteile auszuschöpfen und ihre Gesamtperformance zu erhöhen, während sie gleichzeitig Kosten und Ressourcen für eine nachhaltige Zukunft optimieren.

Trend 4: Zunehmende Verwendung von Observability Tools
Hybride Multi-Cloud-Systeme sind hochgradig interoperabel, aber auch anfällig für zusätzliche Schwachstellen, insbesondere durch Cybersecurity-Risiken über Dritt- oder Viertanbieter. Die Kompromittierung von Tausenden Behörden und Unternehmen im Jahr 2020 durch einen Hacker-Angriff auf ein Softwareupdate der Netzwerkmanagement-Firma SolarWinds verdeutlicht die Dringlichkeit von verbesserten Sicherheitsmaßnahmen.

Unternehmen sollten sich daher verstärkt in Richtung Cloud Observability bewegen, die über das bloße Monitoring hinausgeht. Observability Tools nutzen automatisierte Überwachungssysteme, um Problemursachen und Anomalien zu identifizieren, Ursachenanalysen zu erstellen und prädiktive Einblicke zu liefern. Diese tiefgehende Analyse basiert auf Logging-Daten, Metriken und Traces, die ein umfassendes Verständnis der Systeminteraktionen ermöglichen.

Eine Kombination von Monitoring und Observability stellt eine proaktive und effektive Strategie zur Fehlerbehebung und Optimierung dar und wird, insbesondere vor dem Hintergrund immer stärker ausgefeilter, KI-gesteuerter Cyberangriffe, für Unternehmen zwingend notwendig werden.

Trend 5: Private Cloud
Im Gegensatz zu dem US-amerikanischen Laissez-faire-Ansatz bei Datenregulierung und Datenschutzbestimmungen gelten in Europa deutlich strengere Bestimmungen und Richtlinien. Gerade für multinationale oder global agierende Unternehmen bedeutet das, dass die Datenregulierung je nach Land und Markt unterschiedlich sein kann.

Da Public Cloud Services Computing-Dienste von verschiedenen Kunden gemeinsam nutzen, werden sich vor allem stark regulierte Unternehmen daher künftig mehr und mehr für eine Private Cloud entscheiden, die sie leichter kontrollieren und mit der sie die lokalen Vorschriften und Compliance-Anforderungen von Industrie und Regierung einhalten können.

Private-Cloud-Umgebungen können spezifisch auf die Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten werden, was individuelle Skalierbarkeit, Effektivität und zuverlässigere Leistung mit sich bringt. Langfristig führt die Nutzung von Private Clouds daher oft zu niedrigeren Gesamtbetriebskosten – auch weil Unternehmen nur für die verbrauchte Infrastruktur zahlen.

Eine Private Cloud kombiniert folglich viele Vorteile von Cloud Computing mit der Kontrolle und Sicherheit einer On-Premise-Infrastruktur, was in manchen Märkten für Unternehmen entscheidend für eine zielführende IT- und Cloud-Architektur werden wird.

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