Viele Unternehmen wollen heute die Ketten proprietärer Software hinter sich lassen. Auf ihrer Suche nach Alternativen stoßen sie häufig auf Open-Core-Modelle, die mit der Offenheit von Open-Source-Software (OSS) locken, sich aber am Ende als kostspielige und unflexible Falle herausstellen.
Vier Gründe, warum Open-Source-Software die bessere Wahl ist:
- Open Core verursacht hohe Kosten
Der offensichtlichste Unterschied zwischen Open-Core-Modellen und echter Open-Source-Software besteht in proprietären und vor allem kostenpflichtigen Zusatzangeboten. Unternehmen müssen diese speziellen Features und Support-Dienstleistungen, die die reine OSS nicht abdeckt, meist in Form von Abonnements hinzubuchen.
Bei manchen Open-Core-Anbietern sind Verträge über die zusätzliche Funktionalität nicht zwangsläufig preisstabil. Es kann also sein, dass die Preise für die proprietären Leistungen nach einer kostenfreien oder zumindest günstigen initialen Vertragslaufzeit steigen. Unternehmen sollten daher vor einem Vertragsabschluss evaluieren, ob sie die angebotene Funktionalität wirklich brauchen.
- Open Core ist schlecht erweiterbar
Finden Unternehmen bei der Evaluierung heraus, dass die Funktionalität einer reinen Open-Source-Software nicht ausreicht, müssen sie dennoch nicht gleich auf die unflexible Open-Core-Version setzen. OSS ist – anders als die meisten Open-Core-Angebote – durch offene Programmier-Schnittstellen erweiterbar.
Es lohnt sich also im Zweifel, Entwicklerressourcen intern bereitzustellen oder sie extern einzukaufen, um die Open-Source-Software den eigenen Vorstellungen entsprechend zu ergänzen. Diese Investition kann am Ende günstiger sein, als sich vertraglich an einen Open-Core-Anbieter zu binden.
- Open Core begünstigt den Vendor-Lock-in
Ein weiteres Problem von Open-Core-Angeboten ist deren mangelnde Portabilität, denn proprietäre Zusatzfunktionen sind nicht immer plattformunabhängig: Der gefürchtete Vendor-Lock-in ist die Folge. Für Open-Core-Anbieter ist diese technische Abhängigkeit Teil des Geschäftsmodells. Die Migration von Open-Source-Software ist dank offener Schnittstellen und offener Quellcodes im Gegensatz dazu kein Problem.
- Open Core widerspricht dem Open-Source-Gedanken
Bei der individuellen Anpassung von Open-Source-Software können Unternehmen zuweilen auch auf den größten Vorteil von Open-Source- gegenüber Open-Core-Software bauen: die Community. Sie ist ein wichtiger Innovationstreiber. Gerade bei großen Projekten wie Apache Kafka oder Apache Cassandra sind die engagierten Programmierer der Konkurrenz weit voraus, wenn es um neue Funktionalität geht.
Open-Core-Anbieter verfolgen mit ihren Produkten natürlich ein kommerzielles Ziel, sodass sich die Weiterentwicklung der Produkte stets im Preis für die Nutzer widerspiegelt. Unternehmen, die besondere Funktionen benötigen, sollten daher definitiv in Betracht ziehen, die Community zu unterstützen, indem sie zum Beispiel eigene Entwicklerressourcen in ein OSS-Projekt investieren.
Die initialen Kosten für die tatkräftige Unterstützung der Open-Source-Gemeinde amortisieren sich früher oder später in Form von kostenloser Hilfestellung bei der Verwirklichung eigener Wunsch-Features. Es gibt natürlich Open-Core-Anbieter, die ebenfalls kostenlose „Community Editions“ ihrer Software anbieten und eng mit der offenen Entwicklergemeinde an der Weiterentwicklung ihres Angebots arbeiten.
Ziel dieser kostenfreien Versionen ist es, die Nutzer von der kostenpflichtigen Edition und deren Zusatzleistungen zu überzeugen. Einigen ist die Community aber auch ein Dorn im Auge, denn am Ende birgt deren Arbeit immer eine potenzielle Bedrohung für das eigene Geschäftsmodell: Open Core widerspricht somit dem Open-Source-Gedanken.
„Open-Core-Modelle sind der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz“, betont Ralph Völter, VP Sales EMEA bei Instaclustr. „Komfortable Features, die weit über die Kernfunktionalität der zugrundeliegenden Open-Source-Software hinausgehen, sind natürlich attraktiv. Ob die Vorteile die Nachteile allerdings aufwiegen, sollten Unternehmen jedoch prüfen, bevor sie sich an proprietäre Funktionen oder Leistungen binden.“