Viele Modehändler konnten vom E-Commerce-Boom des letzten Jahres nicht in dem Umfang profitieren, wie sie es sich gewünscht hätten. Das ergab eine neue Umfrage von Hitachi Solutions und K3 Business Technologies in Deutschland, Frankreich und Großbritannien unter 300 Verantwortlichen aus den Bereichen E-Commerce, Finanzen sowie Einkauf und Merchandising von Modemarken mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro.

Die wichtigste Erkenntnis: Fehlende Agilität! 57 Prozent der Befragten gab an, dass sie das Gefühl hatten, nicht flexibel genug auf Kundenwünsche und kurzfristige Veränderungen reagieren zu können. Bei den deutschen Einzelhändlern lag die Zahl sogar bei 60 Prozent.

Und noch etwas zeigt die Umfrage ganz klar: Modehändler, die frühzeitig in ein digitales ERP investierten, berichten von weniger Problemen hinsichtlich Agilität. Sie hatten bessere Einblicke in ihre Daten und waren so schneller in der Lage, effiziente digitale Verkaufsstrategien umzusetzen. Dadurch profitierten sie mit 32 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit von der Verlagerung zum Online-Shopping.

Dies deutet darauf hin, dass eine E-Commerce-Strategie allein nicht ausreicht, um Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden zu halten. Stattdessen müssen Modehändler ihre digitalen Strategien grundlegend anpassen, beginnend mit einer einzigen Datenquelle für Betrieb und Bestand.

In Deutschland geben bereits 50 Prozent der Modehändler an, eine einzige Datenquelle für Bestands- und ERP-Prozesse zu haben, weitere 35 Prozent arbeiten daran. Damit ist Deutschland führend vor Frankreich und Großbritannien.

Sichtbarkeit ist der Schlüssel zur Erfüllung der Kundennachfrage
Eine nahtlose Lieferkette ist von entscheidender Bedeutung, da sich jegliche Probleme negativ auf die Customer Journey auswirken. Laut der aktuellen Umfrage nennen 86 Prozent der Einzelhändler mangelnde Transparenz als die häufigste Ursache für interne Engpässe und damit eines der größten Hindernisse bei der Erfüllung von Kundenwünschen. Bei den deutschen Teilnehmern liegt diese Zahl bei 81 Prozent.

In Frankreich sogar bei 90 Prozent. Die Befragten machten deutlich, dass ein ERP ein entscheidendes Werkzeug ist, um diese Transparenz zu erlangen und in der Lage zu sein, zu skalieren. 28 Prozent sehen Wachstumsmöglichkeiten als größten Vorteil der ERP-Digitalisierung, gefolgt von mehr Transparenz mit 20 Prozent. Für 22 Prozent der deutschen Modehändler ist vor allem auch die schnellere Markteinführung ein entscheidender Vorteil.

Modehändler müssen ihre Systeme jedoch nicht komplett überholen, um Ergebnisse zu sehen. Durch die Aktualisierung von Teilen der ERP-Systeme und vorhandener Technologien sind sie in der Lage, Kunden besser zu verstehen und auf sie zu reagieren.

Modemarken setzen auf ERP
Eine starke digitale Strategie beruht auf einem starken digitalen Fundament. Etwa jede fünfte Modemarke hat ihr ERP noch nicht digitalisiert, wobei Frankreich am langsamsten und Deutschland am schnellsten vorankommt. 69 Prozent der deutschen Einzelhändler sehen ihre digitale ERP-Strategie als wegweisend oder geben an, dass sie der Konkurrenz voraus sind. In Frankreich sind es nur 44 Prozent.

Nachhaltigkeit im Blick
82 Prozent der deutschen Einzelhändler sind laut der Umfrage überzeugt, dass digitale ERP-Lösungen dabei helfen können, die Nachhaltigkeit im Handel voranzutreiben. In Frankreich sind es sogar 83 Prozent, in Großbritannien 77 Prozent. Dabei verweisen die deutschen Befragten darauf, dass Echtzeit-Informationen notwendig sind, um Entscheidungen rund um das Thema Nachhaltigkeit zu treffen.

Außerdem kann eine bessere Koordination zwischen Abteilungen und Ressourcen zu mehr Nachhaltigkeit führen und ein digitales ERP ermöglicht Einsparungen, die für Investitionen in nachhaltige Maßnahmen genutzt werden können.

Hürden auf dem Weg
Es sprechen klare Argumente für eine Digitalisierung, auch wenn es noch einige Hürden zu meistern gibt. Für 29 Prozent der deutschen Einzelhändler ist die größte Herausforderung der Nachweis des Return On Investment, dicht gefolgt von der Erstellung eines Business Case mit 28 Prozent. 18 Prozent sehen es als Hürde, eine Lösung zu finden, die sich leicht integrieren lässt.

Wenn es um die Implementierung von ERP-Systemen geht, ist mit 62 Prozent die Benutzerfreundlichkeit der wichtigste Faktor für deutsche Modehändler, gefolgt von geringen Kosten mit 56 Prozent und der Bandbreite an Funktionalitäten mit 49 Prozent.

Neue Budgetverteilungen hin zu E-Commerce
Alle Befragten sehen den Wert der Digitalisierung von ERP. Dennoch ist in diesem Jahr ein Rückgang der Investitionen in ERP um bis zu einem Drittel geplant, während das Budget für E-Commerce einen Anstieg von 61 Prozent verzeichnet. Für viele war es die einzige Möglichkeit, ihre Kunden zu erreichen.

Wenn Modemarken jedoch ein großartiges Erlebnis bieten und Kunden langfristig binden wollen, müssen sie ihren Fokus auf die Aktualisierung des ERP-Systems verlagern, das für die Stabilität ihrer digitalen Kanäle grundlegend ist.

„Das Jahr 2020 stellte einen Reset-Moment für den Einzelhandel und die Modebranche dar. Viele Marken stellten sich komplett um, um Kunden über digitale Kanäle zu bedienen“, so Jason Colbridge, Retail Business Director, Hitachi Solutions Europe.

Tony Bryant, Director Global Business Development bei K3 Business Technologies ergänzt: „Die Anforderungen der Kunden werden immer komplexer. Für viele Modehändler war die mangelnde Transparenz der Abläufe und Bestände ein Hindernis bei der Erfüllung der Kundenwünsche.“

„ERP als einzige Quelle von Echtzeitdaten verschafft Modemarken einen Wettbewerbsvorteil in einer Welt, die zunehmend Wert auf Komfort, Personalisierung und Flexibilität legt. Modehändler müssen die Kunden dort abholen, wo sie sind.“

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