Elon Musk und Future for Life fordern ein halbes Jahr Pause bei der Entwicklung leistungsstarker KI, der Ethikrat will klare Regeln für den Einsatz der Technologie und der EU AI Act strebt nach Regulation in Europa. Es muss Ordnung in das Regulations-Chaos kommen: Wer mehr Ethik und Sicherheit will, muss besser nicht allein regulieren.

Eine Stellungnahme von KI-Experte Carsten Kraus.

Die Rufe nach Regulation und mehr Vorsicht bei Entwicklung und Einsatz von Künstlicher Intelligenz prägten die vergangenen Tage. Nachdem zunächst der Ethikrat klare Regeln für den Einsatz von KI gefordert hat, meldet sich nun auch Future of Life mit prominenten Unterstützern und der Forderung, die Entwicklung an leistungsstarken KI-Systemen für ein halbes Jahr einzustellen.

Carsten Kraus, KI-Experte und Mitglied des Forbes Technology Council, sieht das kritisch: Wer Wirtschaftlichkeit und Ethik sicherstellen will, muss aufpassen, dass Europa noch mitreden kann - deshalb sollte Europa jetzt keinen Alleingang in vorauseilendem Gehorsam machen, sondern eine globale Regulierung mitgestalten.

Künstliche Intelligenz braucht eine globale Regulierung
Im offenen Brief von Future of Life fordern bereits 1.000 Menschen, darunter auch Elon Musk und Steve Wozniak, einen sechsmonatigen Stopp bei der Entwicklung von KI, die leistungsstärker ist als ChatGPT – diese Pause soll genutzt werden, um ein neues Regelwerk für diese Technologie zu schaffen.

“Der Wunsch von Elon Musk und Future of Life nach einer Verlangsamung ist absolut richtig – er muss aber global durchgesetzt werden, ansonsten drohen schwere wirtschaftliche und politische Konsequenzen. Ein Alleingang muss vermieden werden”, so Kraus.

Würde ein Entwicklungsstopp leistungsstarker Künstlicher Intelligenz nur lokal in Europa durchgesetzt, drohe einerseits die Gefahr, von anderen Nationen wirtschaftlich abgehängt zu werden. Andererseits müsse sichergestellt werden, dass vor allem autokratische Staaten wie Nordkorea keine Chance erhalten, währenddessen in der Entwicklung leistungsstarker KI aufzuholen – ein Nordkorea solle auch schon kein eigenes ChatGPT4 bekommen.

Eine rein europäische Regulierung von KI zerstört die Industrie
Der Wettbewerb um das global beste Produkt wird bereits heute immer mehr durch KI-Einsatz in Design und Produktion entschieden; teilweise ist KI auch Bestandteil des Produkts selbst.

Die europäische KI-Regulierung strebt derzeit an, alle KI mit der Fähigkeit, Neues hervorzubringen (so wie ChatGPT Texte oder Dall-E Bilder erzeugt) stark zu beschränken. Hier geht es nicht nur um die Entwicklung solcher KI, sondern auch um ihren Einsatz.

Dadurch müssten europäische Unternehmen nicht nur auf den Einsatz von ChatGPT verzichten, sondern künftige KI dürfte zum Beispiel auch nicht Vorschläge zur Verbesserung der Produktionsprozesse machen. Diese Art KI-Systeme sind derzeit noch neu, werden wenig eingesetzt. „Aber in den nächsten Jahren wird sich das massiv ändern“, davon ist der deutsche KI-Experte fest überzeugt.

Die Future of Life Forderungen müssen weltweit durchgesetzt werden
Ein Lösungsansatz im Sinne von Future of Life ist laut Kraus der richtige Ansatz: Die Entwicklung leistungsstarker Künstlicher Intelligenz bringe großes Potenzial, müsse aber dennoch langsamer vorangetrieben werden, um ethische Standards aufrechterhalten zu können.

Dazu muss jedoch sichergestellt werden, dass sich Akteure weltweit der Initiative anschließen – notfalls auch mittels staatlicher Kontrolle. Ein europäisches Vorauseilen in der Regulierung ist nicht nur nutzlos, sondern kontraproduktiv.

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