Nachdem Social-Media-Apps wie Facebook, Instagram und Twitter die text-basierte Kommunkation etabliert haben, erscheint es nur folgerichtig, dass mit Clubhouse nun eine Audio-App auf den Markt gekommen ist. Die Corona-Pandemie mag hier ein Beschleuniger gewesen sein, denn wer physisch nichts beiwohnen darf, dem bleibt nur die virtuelle Alternative. Doch Clubhouse bietet mehr als nur eine Möglichkeit des Zuhörens.

Die aus den USA stammende App, deren Entwicklung laut den Erfindern nur eine Woche gedauert hat, soll es einem exklusiven Kreis an Teilnehmern ermöglichen, eigene Diskussions-Räume zu eröffnen, zu betreten und dort beliebige Themen zu besprechen. Exklusiv deshalb, weil der Zugang zur App nur per Einladung durch einen Nutzer möglich ist.

Gleichzeitig kann jedes Mitglied des Clubs erst einmal nur zwei weitere Personen einladen, was den Kreis der Auserwählten begrenzen und die Begehrlichkeit der App erhöhen soll. Das, was Clubhouse so attraktiv macht, ist jedoch die besondere Rollenverteilung innerhalb der einzelnen Räume.

Zwar gibt es Moderatoren und festgelegte Sprecher wie bei einer herkömmlichen Podiumsdiskussion, doch jeder kann durch einfache Meldung auf die Bühne geholt und damit zum Sprecher vor 1000 Zuhörern und mehr werden.

Doch die App hat auch ihre Tücken: So wurden bereits früh Datenschutzbedenken laut, die sich auf die AGB der Betreiber beziehen und deren fragliche Vereinbarkeit mit der DSGVO feststellen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hat die Verantwortlichen der App deswegen noch im Januar abgemahnt.

Am meisten in den Medien diskutiert wurde dabei der Umstand, dass Clubhouse von seinen Mitgliedern die Herausgabe sämtlicher Kontakte fordert, sofern man denn selbst weitere Nutzer einladen möchte. Zwar können Anwender die App auch nutzen, ohne selbst Einladungen zu versenden. Doch was ist der Sinn des Ganzen, wenn man nicht richtig netzwerken kann?

Das Problem ist nicht, dass man die eigenen Daten teilt, sondern die Daten von Freunden, Bekannten, der Familie oder auch Geschäftskontakten und das ohne deren Zustimmung. Da in den AGB auch keine zweckgebundene Verwendung vorgesehen ist, kann man als Mitglied nur mutmaßen, wo und wozu die Daten überall Verwendung finden werden.

Weitere Gründe, die gegen einen Beitritt zur exklusiven Club-Community sprechen:

  1. Aufzeichnung von Gesprächen
    Obwohl es die AGB nicht vorsehen, ist es einigen Experten bereits gelungen, über ein iPhone mit Jailbreak Audio-Mitschnitte in hoher Qualität zu speichern und zu teilen. Auch Clubhouse behält sich vor, einzelne Sequenzen aufzunehmen und zu speichern. Dies soll dazu dienen, etwaige Verstöße gegen die Community-Richtlinien, wie etwa Hate-Speech, zu bewerten. Damit entsteht für den Nutzer jedoch das Risiko, trotz scheinbar informeller Atmosphäre ‚abgehört‘ und später für das Gesagte verantwortlich gemacht zu werden.

  2. Extraktion enormer Datenmengen über die API
    Offenbar ist es möglich, über das Application Programming Interface riesige Datenmengen zu extrahieren. Softwarespezialisten konnten in kurzer Zeit Tausende Anfragen an den Server senden und auf diese Weise im großen Stil an Benutzerdaten gelangen.

  3. Registrierung anfällig für Hacker
    Wer zu Clubhouse eingeladen wird und sich registrieren möchte, erhält von der Plattform einen vierstelligen Code auf sein Smartphone geschickt. Da der Nutzer 15 Versuche für ein korrektes Eingeben des Codes hat, tut sich hier ein Einfallstor für Hacker auf. Diese könnten versuchen, durch sogenannte Brute-Force-Angriffe, also wiederholte Eingaben von zufälligen Zeichenfolgen, Zugang zum Account zu erlangen.

  4. Erstellung von individuellen Tokens
    Da bei jeder Registrierung ein persönlicher Sicherheitstoken für den User erstellt wird, besteht auch hier das Risiko eines Account-Diebstahls. Hacker könnten den Token abgreifen und so den Account übernehmen.

  5. Bisher kaum Schutz vor Extremismus
    Zwar hat Clubhouse die Ahndung von Verstößen gegen die Community-Regeln vorgesehen, doch geschieht dies nur langsam und kann vorab kaum verhindert werden. So hat es bis heute bereits zahlreiche Beschwerden aufgrund von anti-semitischen, rassistischen oder frauen-feindlichen Äußerungen gegeben. Durch den Podcast-ähnlichen Charakter erhalten hier extremistische Stimmen eine noch eindringlichere Plattform zur Verbreitung von Hate-Speech.

Fazit
Mit Clubhouse hat sich die Palette der sozialen Medien um eine weitere Facette erweitert. Neben den von Twitter & Co. bekannten Problemen mit extremistischen Äußerungen, Hate-Speech und Missachtung von Community-Regeln kommen hier jedoch noch weitere Aspekte hinzu.

Sicherheitslücken bei der Registrierung, die Extraktion von Daten über die API sowie das Mitschneiden von Gesprächen machen Clubhouse zu einer riskanten Anwendung, deren Nutzung wohlüberlegt sein will.

Die Kombination aus Öffentlichkeit und scheinbar entspannter, informeller Atmosphäre birgt außerdem gerade für Personen mit repräsentativer Funktion einiges an Gefahren. Doch auch für Privatpersonen stellt sich die Frage, ob ein Herausgeben sämtlicher Kontakte ohne deren vorherige Erlaubnis vertretbar ist, nur um das eigene Netzwerk bei Clubhouse zu fördern.

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