Im vergangenen Jahr haben 76 % der deutschen Unternehmen einen Anstieg an E-Mails bemerkt. Kein Wunder, denn durch die hybride Arbeitswelt steigt nicht nur das unternehmensinterne Mail-Aufkommen, auch Cyberkriminelle wittern aktuell neue Angriffsmöglichkeiten, wie der neue Lagebericht zur E-Mail-Sicherheit von Mimecast offenlegt.
Doch wie können IT-Teams den Dampf aus dem immer heißeren Gefahrenkessel der Mail-Security lassen? Dazu müssen neue Abwehrmaßnahmen integriert werden, um Hacker auch zukünftig erfolgreich abzuwehren. Knapp mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen setzt bereits auf Künstliche Intelligenz (KI) oder Maschinelles Lernen (ML) in der Cyberabwehr. Höchste Zeit, denn auch Cyberkriminelle nutzen KI und ML, um Unternehmen zu torpedieren.
Deutsche Unternehmen nur mittelmäßig bei KI und ML im Security-Bereich
51 % der befragten deutschen Unternehmen nutzen bereits Künstliche Intelligenz oder Maschinelles Lernen zur Cyberabwehr. Somit positioniert sich Deutschland im Ländervergleich leicht über dem globalen Durchschnitt: Weltweit haben 46 % der Unternehmen bereits KI oder ML für ihre Sicherheit im Einsatz. 33 % der deutschen Unternehmen planen zudem eine Integration entsprechender Systeme im Laufe des Jahres.
Von Phishing bis Deepfakes - Notwendigkeit neuer Lösungen in der Cyberabwehr
Die Hälfte der Befragten sieht die fortlaufend intelligenter werdenden Attacken als größte Herausforderung in der Cyberabwehr dieses Jahrs: Die Angriffe werden immer ausgeklügelter, personalisierter und schwieriger zu stoppen. Kriminelle kombinieren zunehmend verhaltensbasierte Taktiken mit technologischen Lösungen, um ihre Opfer gezielt hinters Licht zu führen.
Sie spionieren das Verhalten ihrer anvisierten Opfer gezielt aus, um ihre Persönlichkeit KI-basiert möglichst schnell, vollständig und automatisiert zu imitieren. Die Folge: täuschend echte Mail-Post, die schnell zum fatalen „Klick zu viel“ führt. Der öffnet Attacken dann Tür und Tor. KI kann zum Glück auch auf der Seite potenzieller Opfer dabei helfen, diese Attacken zu stoppen.
Moderne KI-Lösungen erstellen beispielsweise Identitätsgraphen, welche Informationen über Beziehungen und Verbindungen zwischen E-Mail-Absendern und -Empfängern speichern. Diese Analysedaten werden anschließend in die Engine für Maschinelles Lernen geladen, so dass automatisch und immer präziser Auffälligkeiten identifiziert werden, die auf gefährliche E-Mails hinweisen können.
Auch Deepfakes generieren via KI Bilder und Videos, die täuschend echt wirken – es aber nicht sind. Hacker verwenden die gefälschten Materialien, um Marken oder Personen für kriminelle Zwecke zu instrumentalisieren. Unternehmen sollten solchen Umtrieben auf jeden Fall auch mit KI-basierten Sicherheitslösungen begegnen.
Denn diese können gefälschte Bilder, Videos oder andere Datensätze viel schneller und kompletter mit bestehendem Originalmaterial vergleichen als es das menschliche Auge könnte.
Präzision, Schnelligkeit und Entlastung für Unternehmen
Vor allem setzen Unternehmen laut des aktuellen Reports darauf, das KI und ML dabei helfen, mögliche Schäden bereits abzuwenden, bevor sie sich wirklich ausbreiten (55 %). Zudem sagen 54 % der Sicherheitsexpert:innen aus, dass Gefahren mit höherer Präzision erkannt werden können. Weitere Vorteile liegen in der schnelleren Beseitigung von Bedrohungen (45 %) sowie der reduzierten Arbeitsbelastung der Sicherheitsteams (44 %).
Der Erfolg der stabilen Sicherheits-KI kann dabei existenzrelevant sein: Denn wie der State of Ransomware Readiness Report 2021 verdeutlicht, bangen viele Sicherheitsexpert:innen um ihren Job, sollte es beispielsweise zu einer erfolgreichen Ransomware-Attacke kommen. KI und ML schützen somit nicht nur das Unternehmen, sondern können den Sicherheitsbeauftragten ihren persönlichen Druck nehmen.
„Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen können einen großen Beitrag zur Unternehmenssicherheit leisten. Aber Vorsicht! KI sollte auf keinen Fall als Wundermittel betrachtet werden oder gar als einzige Lösung und ohne den kritischen Blick von Experten zur Cyberabwehr genutzt werden! Denn Hacker haben Wege gefunden, auch KI-basierte Systeme auszutricksen - jedenfalls dann, wenn diese weitgehend unbeobachtet laufen“, so Elaine Lee, Staff Data Scientist bei Mimecast.
„Sie schwächen die Abwehrsysteme erst durch unentdeckte Spionage und nutzen die Daten dann, um sie gegen das Unternehmenssystem zu verwenden. Außerdem sind KI-basierte Abwehrsysteme zum aktuellen Zeitpunkt immer noch meist reaktiv: Sie erfassen also in erster Linie Angriffe, auf die sie bereits trainiert wurden. Neue Angriffsvektoren müssen sie erst ‚verinnerlichen‘. Deshalb müssen Unternehmen in jedem Fall eine mehrschichtige Sicherheitsstrategie implementieren, um ihren Geschäftsbetrieb zu schützen.“