Wer heute Videoinhalte live oder on demand bereitstellen will, braucht für die Verarbeitung und Auslieferung von Streams und Feeds keine teuren und komplexen Infrastrukturen mehr. Die Cloud bietet alle notwendigen Ressourcen, und moderne Software-Lösungen erlauben ein einfaches und flexibles Management der Workloads. Allerdings lauern in der Cloud auch einige Kostenfallen.
Auch Produzenten und Anbieter von Medieninhalten setzen zunehmend auf die Cloud. Viele Newcomer in der Branche wie Streamingdienste sind sogar direkt dort gestartet und kommen weitgehend ohne On-Premises Media Processing aus.
Aus der Cloud beziehen sie schnell und ohne die enormen Investitionskosten, die der Aufbau eigener Infrastruktur erfordern würde, die Rechen- und Speicherkapazitäten für die Verarbeitung und Bereitstellung ihrer Videoinhalte. Zudem skalieren sie in der Cloud sehr flexibel und sparen sich die Verwaltung von Hardware und Software-Plattformen, sodass sie sich besser auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren können.
Um die Vorteile der Cloud richtig zu nutzen und Fallstricke zu vermeiden, brauchen Medienunternehmen ein gutes Verständnis der verschiedenen Cloud-Technologien und wie sie sich auf die Verarbeitung von dateibasierten und Live-Medieninhalten auswirken.
So bieten etwa Software-Container mehr Flexibilität als virtuelle Maschinen, weil sie nicht nur leichtgewichtiger sind, sondern einfacher anpassbar, portabler und schneller gestartet. Geschickt mit Kubernetes orchestriert, vereinen Unternehmen so Ressourcen in ihrer eigenen Private Cloud mit denen in der Public Cloud, was es ihnen erleichtert, Lastspitzen wie bei der Übertragung reichweitenstarker Sportereignisse abzufangen.
Microservice-Architekturen bieten Flexibilität
Sowohl die drei Hyperscaler-Angebote von AWS, Google und Microsoft als auch viele andere Cloud-Provider bieten inzwischen Kubernetes as a Service an, allerdings gibt es durchaus Unterschiede in ihren Implementierungen. So kann das Einrichten eines Kubernetes-Clusters in einer Cloud wenige Minuten dauern, in einer anderen dagegen Stunden.
Ebenso unterscheiden einige Anbieter nach reservierten und sogenannten Spot-Instanzen, die zwar deutlich günstiger sind, aber nur solange bereitstehen, bis andere Kunden die Ressourcen abrufen. Spot-Instanzen eignen sich gut für die schnelle Batch-Verarbeitung von Medieninhalten zu niedrigen Kosten.
Selbst wenn Unternehmen doppelt so viele Instanzen wie benötigt buchen, fahren sie günstiger als mit reservierten Instanzen, und können dennoch sicher sein, dass die Verarbeitung rechtzeitig abgeschlossen ist.
Darüber hinaus bestehen zwischen den Cloud-Anbietern auch Unterschiede bei den Administrations-, Monitoring- und Logging-Tools. Medienunternehmen sollten ihren Anbieter daher sorgfältig auswählen und am besten zunächst einige Tests durchführen, um sicherzustellen, dass er ihren Anforderungen entspricht. Darüber hinaus benötigen sie Cloud-native Software-Lösungen für die Verarbeitung und Bereitstellung ihrer Medieninhalte.
Deren modulare Microservice-Architekturen erlauben es, einzelne Komponenten mehrfach zu nutzen, etwa ein Modul zur Reduzierung von Bildrauschen sowohl für OTT-Übertragungen als auch für den klassischen Broadcast oder ein Packaging-Modul sowohl für Live-Video als auch VoD.
Je nach Bedarf stellen Unternehmen neue Module schnell bereit und kombinieren sie wie Bausteine miteinander. Sollen beispielsweise kritische Komponenten für eine wichtige Übertragung redundant verfügbar sein, haben sie die entsprechenden Microservices in kurzer Zeit in zusätzlichen Instanzen gestartet.
Dass inzwischen nicht mehr nur reine Streaming-Anbieter auf die Cloud setzen, zeigt das Beispiel Comcast, das mit Sky UK auf AWS umgestiegen ist und dort die Cloud-nativen Lösungen von ATEME nutzt.
Kostenfallen in der Cloud vermeiden
Vor dem Gang in die Cloud sollten Unternehmen sich intensiv mit den Gebühren der Anbieter auseinandersetzen, da nicht nur Kosten für Rechenleistung und Speicherplatz anfallen, sondern auch für eingehenden und ausgehenden Datenverkehr oder API-Aufrufe.
Manche Anbieter bieten zudem Hot Storage und Cold Storage an, der sich durch die Bereitstellungszeiten unterscheidet – je nachdem wie hochverfügbar die Media-Assets sein müssen, liegen die Kosten dann teilweise deutlich höher. Durch die Einrichtung von Obergrenzen für Kosten oder Kapazitäten können Unternehmen jedoch unangenehme Überraschungen vermeiden und sich rechtzeitig benachrichtigen lassen, bevor Limits überschritten werden.
Darüber hinaus kann es für Unternehmen sinnvoll sein, Test- und Entwicklungsaktivitäten lokal durchzuführen, damit das Ausprobieren verschiedener Encoder oder Konfigurationen an einer Vielzahl von Inhalten bei den üblicherweise nach Nutzung abgerechneten Cloud-Services keine hohen Kosten verursacht.
Anwendungen für das Media Processing, die sich nahtlos On-Premises und in der Cloud nutzen lassen, ermöglichen es ihnen, ihre Workloads dynamisch zu verlagern und Kosten zu optimieren – auch zwischen verschiedenen Cloud-Anbietern wechseln Unternehmen auf diese Weise komfortabel und nutzen gezielt preisliche, funktionale oder Leistungsvorteile einzelner Provider aus.