Der Einsatz von PGP war bisher so komplex, dass lediglich Internet-Experten davon Gebrauch machten. In Summe waren mehr als 40 Schritte mit drei verschiedenen Programmen von der Schlüsselerstellung bis zum Versand und Lesen einer verschlüsselten Mail zu bewältigen.
Die De-Mail-Anbieter haben den Prozess jetzt so stark vereinfacht, dass zwei Drittel der Schritte entfallen und der Anwender im Rahmen seiner gewohnten Browser-Umgebung durch den Prozess geführt wird. Dazu steht den Nutzern kostenlos eine Browsererweiterung für Chrome und Firefox auf Basis des Open-Source-Projekts Mailvelope zur Verfügung. Die Schlüssel liegen ausschließlich bei Sender und Empfänger, nicht beim Anbieter.
Auch für die Unterstützung von Outlook ist gesorgt. 1&1, GMX und WEB.DE stellen ein De-Mail PlugIn zur Verfügung, so dass der Nutzer mit einer geeigneten Software Ende-zu-Ende verschlüsselte De-Mails mit Outlook senden und empfangen kann.
Für professionelle Anwender mit hohem Kommunikationsvolumen hat Francotyp-Postalia zudem das komfortable AddIn für Microsoft Exchange/Outlook Umgebungen um die PGP-Funktionalität erweitert. De-Mails können somit einfach mit PGP ver- und entschlüsselt werden. Als Basis dient die Open-Source-Software Gpg4win.
Eigenverantwortung des Nutzers vs. Standardverschlüsselung
Die De-Mail Anbieter haben sich für PGP entschieden, da De-Mail auf offenen E-Mail-Standards basiert und auch für die Kommunikation mit anderen zertifizierten europäischen Diensten anschlussfähig sein soll. Für beide Anforderungen ist PGP ohne Alternative. Zudem wird es dem Nutzer überlassen, ob er seine Nachrichten verschlüsseln möchte oder nicht.
Bei einer standardmäßigen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung besteht die Gefahr einer Verbreitung von Schadsoftware, weil die Anbieter komplett verschlüsselte Nachrichten nicht mehr automatisiert auf Viren prüfen können. Hier ist die Eigenverantwortung des Nutzers gefordert, der sich um zusätzliche Sicherungsmechanismen zur Virenfilterung kümmern muss, wenn er seine Nachrichten Ende-zu-Ende verschlüsselt.
De-Mail Potenzial: Digitalisierung des Briefmarkts
In Deutschland werden pro Jahr zirka 16 Milliarden Papierbriefe verschickt. Damit gehen für Firmen, Behörden und Privatpersonen aufwändige und teure Abläufe einher. Diese sollen durch einfache, sichere, nachweisbare und kostensparende Abläufe ersetzt werden. Daher haben Bund und Privatwirtschaft 2012 den De-Mail-Dienst gestartet. Bis heute hat sich rund eine Million Privatkunden eine persönliche De-Mail-Adresse gesichert.
Das Bundesinnenministerium geht davon aus, dass bis Ende 2015 bis zu 200 Behörden und Einrichtungen des Bundes über De-Mail kommunizieren werden. Auch Bundesländer bereiten die De-Mail-Einführung vor. Ebenso Unternehmen und Kommunen: Die Hälfte der deutschen Großunternehmen, Zehntausende mittelständische Firmen und mehrere Tausend Städte und Gemeinden haben mit den De-Mail-Anbietern Verträge unterzeichnet.