Nach wie vor ist die E-Mail das wesentliche Arbeitsmittel für Wissensarbeiter* in Deutschland. Mancherorts verliert sie allerdings zunehmend an Popularität: Ein Viertel (25,7%) der Wissenarbeiter im Bundesland Berlin beispielsweise würde sie im Arbeitsalltag gerne gänzlich abschaffen.
Statt auf E-Mails wollen die Wissensarbeiter in der deutschen Hauptstadt – noch etwas mehr als in anderen Städten – stärker auf andere Tools setzen: Fast ein Drittel (30,40%) würde Audiokonferenzen vorziehen. Mehr als ein Fünftel (22,00%) nennt Videokonferenzen als Kommunikationstool, um den Arbeitsalltag zu erleichtern.
Ganz anders verhält es sich hingegen in Stuttgart: Hier wird die E-Mail noch hoch geschätzt. Zwei Drittel (65,6%) der befragten Stuttgarter Wissensarbeiter möchten sie weiterhin wie gewohnt nutzen. Und obwohl ein Viertel (28,10%) die Nutzung der E-Mail zugunsten anderer Tools zumindest reduzieren würde, möchten nur 6,3% der Wissensarbeiter in Stuttgart ganz darauf verzichten.
Die Zahlen sind Ergebnis der Studie „The Way we Work“ im Auftrag von Unify. Für die Studie wurden in Deutschland 3.019 Wissensarbeiter, also Arbeitnehmer, die „hauptberuflich denken”, zu ihren aktuellen und zukünftigen Einstellungen und Erwartungen bezüglich ihres Berufslebens befragt.
Für viele Teams ist Virtualität längst zur Realität geworden; es ist keine Voraussetzung mehr, dass sie physisch an einem Ort zusammensitzen. Dieser Trend nimmt auch in der deutschen Hauptstadt weiter zu: Dass sie mehr als früher in virtuellen Teams arbeiten, sagt etwa die Hälfte (50,1%) der Berliner Wissensarbeiter. Berlin liegt damit im deutschen Mittelfeld: Zum Beispiel arbeiten auch 48,7 Prozent der Münchner, 53,9 Prozent der Essener und sogar fast 60 Prozent der Kölner (59,2%) Wissensarbeiter mehr in virtuellen Teams als früher.
In Düsseldorf (40,5%), Stuttgart (41,8%) und Frankfurt (45,8) ist dies etwas weniger häufig der Fall. In allen deutschen Städten schätzen Wissensarbeiter vor allem das kreative Denken innerhalb virtueller Teams. In Hamburg und Dortmund ist dieser Aspekt für Wissensarbeiter besonders relevant. Mehr als andernorts wird in Düsseldorf die Möglichkeit einer schnellen Entscheidungsfindung als Vorteil gesehen.
Die Stuttgarter und Frankfurter Wissensarbeiter stehen der Arbeit in virtuellen Teams etwas skeptischer gegenüber als ihre Kollegen in Berlin: Nur 42,2 Prozent der Stuttgarter und 41,6 Prozent der Frankfurter Wissensarbeiter glauben, dass in virtuellen Teams effektiver gearbeitet wird als in Teams, die physisch zusammen sitzen. Im Vergleich dazu sieht die Häfte (50,6%) der Wissensarbeiter in der deutschen Hauptstadt die Arbeit in virtuellen Teams als besonders effektiv an. Im bundesweiten Durchschnitt sind es 51,5 Prozent.
Ebenso, wie sich traditionelle Teamstrukturen verändern, befindet sich auch das Büro, wie wir es kennen, im Wandel. Auch hier zeigt die Studie The Way we Work einige regionale Unterschiede auf. Durchschnittlich verbringen Wissensarbeiter in Großstädten etwa ein Viertel ihrer Zeit außerhalb einer traditionellen Büroumgebung.
Die Frankfurter und Stuttgarter Wissensarbeiter verbringen dabei noch am meisten Zeit im Büro; sie arbeiten nur höchstens ein Fünftel ihrer Zeit von einem anderen Ort aus (Frankfurt: 20,04%, Stuttgart: 18,8%). Dennoch glauben auch sie mehrheitlich, dass ein zentraler, physischer Arbeitsplatz weniger bedeutend ist als früher (Frankfurt: 61,1%, Stuttgart: 62,5%).
In den meisten betrachteten Städten möchten Wissensarbeiter etwa ein Viertel ihrer Zeit außerhalb des Büros arbeiten. Vor allem in Köln und Düsseldorf wünschen sie sich, mehr Zeit außerhalb des traditionellen Büros zu verbringen: Sie würden gerne fast ein Drittel ihrer Zeit von außerhalb des Büros arbeiten (Köln: 31,48%, Düsseldorf: 31,68%).
Die Unterschiede in der Arbeitswelt der Wissensarbeiter könnten zum Beispiel auf die Unternehmenslandschaften in den jeweiligen Regionen zurückzuführen sein: Beispielsweise arbeiten Wissensarbeiter im Finanzsektor weniger als ein Fünftel (17,7%) ihrer Zeit von außerhalb des Büros.
Entsprechend könnte sich dies im führenden deutschen Finanzzentrum Frankfurt am Main widerspiegeln. Im Gegensatz dazu sind es in der Kulturbranche 30 Prozent und im Bereich IT und Telekommunikation ein Viertel der Wissensarbeiter, was sich entsprechend auf den Standort Berlin auswirken könnte.
Trotz der Unterschiede zwischen einigen Regionen in Deutschland ist der Trend zum Wandel der Arbeitswelt bundesweit festzustellen. „Die Studie The Way we Work zeigt, dass unser Arbeitsumfeld und die Art und Weise, wie wir arbeiten, einem drastischen Wandel unterliegen”, erklärt Klaus Stöckert, Geschäftsführer Unify Deutschland GmbH & Co. KG.
„Wissensarbeiter verlassen sich nicht mehr auf die traditonelle Arbeitsweise an einem zentralen Arbeitsplatz und in physisch präsenten Teams. Stattdessen möchten sie ihr Arbeitsumfeld zunehmend selbst gestalten.”
Anmerkungen:
* Wissensarbeiter werden in diesem Kontext definiert als Arbeitnehmer, deren wichtigstes Kapital ihr Wissen ist – in anderen Worten sind sie Mitarbeiter, deren berufliche Hauptaufgabe es ist, „zu denken“. Für die Studie The Way we Work wurden Wissensarbeiter befragt, die in ihrer täglichen Arbeit Technologie verwenden.