2017 veröffentlichte das Marktforschungsinstitut IDC Schätzungen, nach denen das Volumen des nordamerikanischen Markts für Videoplattformen bis 2022 auf sieben Milliarden Dollar ansteigen wird. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 140 Prozent für den aktuell noch recht jungen Markt.
Das Wachstum des Videomarkts lässt sich bislang auf drei Faktoren zurückführen:
- Leistungsstarke Endpunkte – in Smartphones, Tablets und PCs – mit integrierten hochwertigen Kameras und Audiofunktionen, die überall verfügbar sind
- Die zunehmende Verbreitung von WebRTC als Videostandard, wodurch Millionen von Entwicklern auf der ganzen Welt Videofunktionen in ihre Apps integrieren können
- Leichter Zugang zu hochqualitativen, schnellen Breitbandverbindungen via WLAN in Privathäusern, an Arbeitsplätzen und in öffentlichen Einrichtungen sowie praktisch überall sonst verfügbare 4G- oder LTE-Verbindungen
Ein weiterer Wachstumsfaktor, der wichtiger ist als alle drei oben genannten Punkte zusammen, sind die ganz normalen End-User, deren Offenheit und Begeisterung für Live-Video von Altersgruppe zu Altersgruppe zunehmen. Zwischen der Generation (oder weniger schmeichelhaft: dem Alter) und dem Umfang, in dem Echtzeitvideo als regelmäßiges Kommunikationsmittel verwendet wird, besteht ein enger Zusammenhang – und das ist kein Geheimnis.
Die so genannten Millennials beispielsweise, die laut Kategorisierung des Pew Research Center zwischen 1981 und 1996 geborenen Nutzer, setzen Live-Video mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ein als ihre Vorgänger der Generation X (zwischen 1965 und 1980 geboren).
Doch Pew erklärte kürzlich, dass die Geburtenjahrgänge nach 1996 nicht mehr zur Millennials-Generation gehörten. In der Verhaltensforschung werden sie einer neuen Altersgruppe zugerechnet: der Generation Z (GenZ). Das wirft allerdings die Frage auf, wie sich die Präferenzen der GenZ in Bezug auf Live-Video von den vorherigen Generationen unterscheiden.
Das hervorstechendste Merkmal der Generation Z liegt darin, dass sie im Internet-Zeitalter groß geworden ist. Wer nicht gerade in einem sehr abgelegenen Winkel der Erde oder in einer Selbstversorgergemeinschaft geboren wurde, hat in dieser Altersgruppe ausschließlich eine Welt erlebt, in der das Internet mit seinen vielen Informationen, Unterhaltungsangeboten und Zerstreuungsmöglichkeiten eine zentrale Rolle spielt.
Da das iPhone 2007 sein Markt-Debüt hatte, war das erste Mobiltelefon des Gen-Z-Vertreters höchstwahrscheinlich ein von seinen Eltern geerbtes Smartphone. Trotzdem hatte dieses „alte“ Smartphone immer noch mehr Rechenleistung und mehr Funktionen, als ein Angehöriger der Generation X oder ein Millennials sich jemals hätte träumen lassen.
Mitglieder der GenZ sind versiert im Umgang mit sozialen Medien und nutzen häufig mehrere soziale Kanäle, um mit unterschiedlichen Freundesgruppen zu kommunizieren. Die meisten telefonieren nicht mehr, es sei denn, es gibt gar keine andere Möglichkeit. Sie chatten lieber, weil das schneller geht oder – im Falle des Video-Chats – interaktiver ist.
Während bei der Kommunikation früherer Generationen Video gar nicht in Betracht kam, wuchs die GenZ damit auf, sich nach der Schule Live-Videos anzusehen, um gemeinsam mit Freunden zu lernen oder sich die Zeit zu vertreiben.
Sie unterhalten sich am Wochenende per FaceTime mit ihren Großeltern (was sicher weniger cool ist als SnapChat, doch wenigstens können ihre Großeltern FaceTime nutzen). Als Angehöriger der Generation X benötigte man noch einen richtigen Arbeitsplatz, ein Videokonferenzsystem mit sechsstelligem Code und einen IT-Spezialisten, um mit Live-Videofunktionen zu arbeiten.
Die GenZ braucht nur ein Smartphone und das Passwort für das WLAN der Eltern, um die Datennutzungskosten gering zu halten. Nur 13 Prozent der GenZ-Teilnehmer erklärten in der Chatterbox-Nation-Umfrage, dass sie niemals per Video mit ihren Freunden oder ihrer Familie kommunizierten. Bei der Generation X und älteren Teilnehmern betrug dieser Anteil immerhin 55 Prozent.
Tritt die Generation Z in die Ausbildung und in den Arbeitsmarkt ein, wird sie nach und nach die Altersgruppen ersetzen, für die Video-Kommunikation eher etwas Exotisches ist. Sie wird per Video mit ihrem Bankberater sprechen wollen, statt die Filiale aufzusuchen. Bei weniger ernsten gesundheitlichen Beschwerden wird die Generation Z lieber ihren Arzt in einer Videosprechstunde konsultieren – und erwarten, dass die Versicherung die Kosten übernimmt.
Lernt sie eine neue Sprache, wird sie sich für einen Online-Kurs anmelden und mit einem Native Speaker üben, der auf der anderen Seite des Erdballs wohnt. Funktioniert ein Haushaltsgerät nicht mehr richtig, wird sie dem Kundendienstmitarbeiter per Video den Fehler demonstrieren, statt auf einen Besuch „zwischen 10:00 und 16:00 Uhr“ zu warten.
GenZ-ler werden sich mit Angeboten der sozialen Medien vergnügen, die es jetzt noch gar nicht gibt. Sie werden Online-Content ansehen und E-Sport treiben – und alles gemeinsam mit ihren Freunden per Live-Video ansehen.
Leistungsfähige Smartphones, neue globale Standards und immer schnellere Breitbandverbindungen – diese drei Faktoren sorgten dafür, dass Live-Videofunktionen von einem breiteren Publikum genutzt wurden. Sie schafften die Voraussetzungen für eine neue Konsumentengeneration, die bei praktisch jeder Online-Interaktion Live-Video als Option erwartet.
Ihr ganzes Leben lang genoss sie schnellen Zugang zu Live-Videoangeboten. Diese neue Generation, ihre Gewohnheiten und ihre Vorliebe für Videos werden der Grund dafür sein, dass der Markt für Videoplattformen bis zum Jahr 2022 und darüber hinaus jährlich um 140 Prozent anwachsen wird.