SIBUR, eine Unternehmen der petrochemischen Industrie, hat gemeinsam mit G-Core Labs einen universellen Augmented-Reality (AR) Service für die Fernwartung und Reparatur von Industrieanlagen gestartet, mit dessen Hilfe jährlich Millionen Euro eingespart werden können. Der Dienst ersetzt vor Ort Besuche von Spezialisten durch Videokonsultationen mit Augmented-Reality-Brillen.
SIBUR Spezialisten testeten 2018 erstmals die Fernwartungstechnologie mithilfe von AR-Brillen, wobei mehrere auf dem Markt erhältliche Lösungen zum Einsatz kamen. Zu diesem Zeitpunkt wurden grundlegende Anwendungsszenarien für solche Technologien identifiziert und die wirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Implementierung vorausgesagt.
Nachdem sie sicher waren, dass ein solches Projekt technisch machbar und umsetzbar war, begannen die Spezialisten mit den Vorbereitungen zur Umsetzung, wozu auch die Entwicklung einer eigenen IT-Plattform gehörte. Die SIBUR-Produktionsstätten in der Stadt Tobolsk dienten als Testgelände.
„Unser AR-Service ist einfach zu bedienen und umfasst zwei große Schlüsselkomponenten: RealWear und AR-Reality-Brillen von Epson, ergänzt mit vorinstallierten Android-Anwendungen, die in Zusammenarbeit mit G-Core Labs entwickelt und in die mobile Medienplattform von SIBUR integriert wurden.“ so Alexander Leus, Leiter von SIBUR Industry 4.0.
„Diese Plattform ermöglicht die vollständige Digitalisierung des gesamten Wartungs- und Reparaturprozesses durch die Organisation von HD-Übertragungen im WebRTC-Format und die Erstellung einer vollwertigen Kommunikationsplattform für effektive Interaktion von Spezialisten vor Ort mit einem Remote-Experten. Alles ist sprachgesteuert, sodass die Hände der Person frei sind, um mit den Geräten zu arbeiten".
Die Hauptmerkmale, der SIBUR-Lösung sind die tiefe Integration in konkrete Produktionsaufgaben und Unternehmensabläufe, die umfassende Digitalisierung des Reparaturvorgangs und die Vielseitigkeit, die den Einsatz an einer Vielzahl von Produktionsstandorten ermöglicht.
Mithilfe eines virtuellen Zeigers, der auf dem Mikrodisplay der Brille angezeigt wird, kann ein Mitarbeiter des Anlagenlieferanten die Aktionen des Spezialisten vor Ort steuern und angeben, wohin er sich orientieren soll. Chat und Sticker wurden ebenfalls in die Funktionalität der AR-Plattform implementiert.
Zudem ist der AR-Service mit einem Ticketsystem ausgestattet, sodass die vollständige Digitalisierung des Geschäftsprozesses der Fernberatung möglich ist. Damit wird der Kunde auf dem gesamten Weg zur Lösung des Problems begleitet, von der Überprüfung aller notwendigen Informationen bis hin zur Beurteilung der Kosten der Arbeit, der erforderlichen Kompetenzen und der Qualifikation externer oder interner Experten.
Die Informationssicherheit ist gewährleistet und es werden eindeutige Antworten auf die Fragen gegeben, wer, zu welchem Zeitpunkt und von wem die Brille abgenommen wird, wie das System unterstützt wird und wie genau die Interaktion bis zum erfolgreichen Ende der Wartung oder Reparatur abläuft. Zurzeit wurden mehr als 300 Fälle des AR-Dienstes durch das SIBUR-Team dokumentiert.
Anwendungsfälle und Einsparungen
Im Juli 2019 richteten die Mechaniker des Unternehmens mithilfe von Fernberatung magnetische Aufhängungen für einen Verdichter in einem Gaswerk ein. Früher wurde die Konfiguration der Ausrüstung vom Hersteller persönlich vorgenommen. Die Fernkonfiguration dauerte zwei Tage, ohne den Einsatz der AR-Plattform hätte man alleine schon mehrere Tage auf die Ankunft der Spezialisten warten müssen.
Im Frühjahr 2020 wurde die Remote-AR-Expert-Lösung zur Beratung über den Austausch der Reaktorschirme in einer Propandehydrierungsanlage eingesetzt. Dabei musste das Gerät korrekt kalibriert werden. Im Online-Modus konnte man die praktischen Fähigkeiten und Kenntnisse des Anbieters für die Einrichtung und Kalibrierung des Geräts nutzen. Die Arbeit wurde trotz des Mangels an externen Experten vor Ort schneller ausgeführt
„Eine einzige Sitzung über unsere AR-Plattform hilft, mehrere hunderttausend bis zu einer Million Euro einzusparen. Diese Einsparungen ergeben sich aus der Reduktion der Reisekosten, der stundenweisen statt ganztägigen Abrechnung der Experten und der rechtzeitigen Arbeitswiederaufnahme.“ so Igor Klimov, Vorstandsmitglied und CEO von SIBUR.