Sensoren, GPS oder Big Data-Analysen werden die Landwirtschaft von morgen tiefgreifend verändern. Das zeigt eine repräsentative Befragung von 101 Landwirten im Auftrag von Bitkom. Dabei wurden die Landwirte gefragt, was aus ihrer Sicht die Vorteile des Einsatzes digital vernetzter Technologien sind.

In der Landwirtschaft gibt es vergleichbare Entwicklungen wie Hightech-Mähdrescher, die satellitengesteuert über das Feld navigieren, oder Drohnen, die Herbizide oder Düngemittel punktgenau ausbringen. 60 Prozent der Befragten erwarten von solchen Technologien verbesserte Abläufe.

Jeweils 55 Prozent versprechen sich davon geringere Herstellungskosten landwirtschaftlicher Erzeugnisse durch eine höhere Effizienz und verbesserte Kapazitätsauslastung. 48 Prozent denken, dass digitale Anwendungen eine flexiblere Arbeitsorganisation ermöglichen, und 47 Prozent sind der Ansicht, dass dadurch die Wartung ihrer Geräte und Maschinen besser eingeplant werden kann.

„Hightech-Anwendungen werden auf dem Bauernhof von morgen ganz selbstverständlich sein“, sagt Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Bitkom, im Vorfeld der diesjährigen Agritechnica. Bei der weltgrößten Fachmesse für Landtechnik, die am Sonntag in Hannover beginnt, ist die Digitalisierung ein Schwerpunkt.

„Die Landwirtschaft ist eine Branche, die in den vergangenen Jahren unter extremem Preisdruck stand. Inzwischen gibt es intelligente Lösungen, die Abläufe optimieren und Kosten einsparen. Dieses Potenzial haben viele Landwirte erkannt.“ Weitere Vorteile digitaler Anwendungen sind aus Sicht der Landwirte insbesondere geringere Personalkosten (33 Prozent) und die schnellere Umsetzung von individuellen Kundenwünschen (30 Prozent).

Schon heute nutzt fast jeder fünfte Landwirtschaftsbetrieb (19 Prozent) spezielle digitale Technologien. Bei den großen Unternehmen ab 100 Mitarbeitern ist es sogar jeder dritte (33 Prozent). Jedes elfte Unternehmen plant laut Umfrage den Einsatz entsprechender Technologien.

Weitere 21 Prozent haben zwar noch keine konkreten Pläne dazu, können sich aber vorstellen, künftig auf digitale Anwendungen zu setzen. Gleichwohl sagt noch jedes zweite befragte Unternehmen (51 Prozent), dass die Digitalisierung derzeit kein Thema ist und auch künftig nicht sein wird, wobei hier die Betriebe mit bis zu 9 Mitarbeitern (57 Prozent) überwiegen.

Ein Grund hierfür ist offenbar die Sorge der Landwirte, dass sie Investitionen in digitale Landmaschinen nicht stemmen können bzw. dass sich diese nicht rechnen. 76 Prozent der Befragten geben an, dass „hohe Investitionskosten“ gegen den Einsatz von digitalen Anwendungen in ihrem Unternehmen sprechen.

Bitkom verweist hier auf die in der Landwirtschaft traditionell weitverbreiteten Kooperationsmodelle. Rohleder: „Es gibt viele Fälle, in denen Landwirte miteinander kooperieren, um sich zum Beispiel einen Hightech-Traktor anzuschaffen. Außerdem bringt oft schon ein smartes Farmmanagement-System großen Nutzen: Das ist nicht besonders teuer, reduziert aber den bürokratischen Aufwand enorm, etwa bei der Dokumentation auf dem Feld, der Personaleinsatzplanung oder der Beantragung von Agrarsubventionen.“

Zudem sagt gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent), dass die Komplexität des Themas gegen den Einsatz von digitalen Anwendungen spricht. Weitere 47 Prozent führen den Fachkräftemangel an. „Der Landwirt von morgen muss digitale Zusatzqualifikationen mitbringen. Ausbildung und Studium müssen entsprechend angepasst werden“, so Rohleder.

Nach Auffassung von 38 Prozent der Landwirte spricht ein unklarer Nutzen gegen den Einsatz digitaler Anwendungen in ihrem Unternehmen. Jeweils weitere 38 Prozent führen Anforderungen an die Datensicherheit und Anforderungen an den Datenschutz an. „Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Daten sicher zu übertragen und vor dem unbefugten Zugriff Dritter zu schützen. Hierüber müssen wir verstärkt informieren“, so Rohleder.

Industrie 4.0 ist auch ein Schwerpunkt der hub conference, die der Bitkom am 10. Dezember 2015 in Berlin veranstaltet.

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