Immer mehr Banken fürchten sich davor, Teile ihres Geschäfts an neue Markteilnehmer im Bereich FinTechs zu verlieren, die ein besseres Verständnis für die sich verändernden Kundenbedürfnisse mitbringen. Die Folge: Banken setzen verstärkt auf Partnerschaften mit FinTechs, um das Leistungsangebot für ihre Kunden zu optimieren.
Das ist das Ergebnis des Reports "Customers in the spotlight - How FinTech is reshaping banking". Er ist Teil der Global FinTech Survey 2016 von PwC und fasst die wichtigsten Ergebnisse für den Bankensektor zusammen:
- 76 % der Banken, die an der Umfrage teilgenommen haben, sind der Meinung, dass ihnen FinTechs Teile ihres Geschäfts streitig machen werden. Banken müssen mit ansehen, wie Start-ups sich über sie hinweg direkt an den Endverbraucher wenden. Daher überrascht es nicht, dass der Bankensektor diese Entwicklung als zentrale Bedrohung betrachtet und daraus die Sorge vor Marktanteilsverlusten und steigendem Wettbewerbsdruck resultiert.
- Drei Viertel der befragten Banken sind überzeugt, dass sich der größte Einfluss der FinTechs im Bankenbereich aus der zunehmenden Fokussierung auf den Kunden ergibt. Kundenorientierung ist nach wie vor ein Schwachpunkt im traditionellen Bankengeschäft und gleichzeitig eine Stärke der Start-ups.
- Traditionelle Banken hinken dabei häufig weiter hinterher, wenn es darum geht, merkliche Verbesserungen anbieten zu können. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, dass sich neben dem Wettbewerb sukzessive direkte Kollaborationen zwischen Banken und Marktneueinsteigern entwickeln.
- Betrachtet man den gesamten Finanzsektor, zeigt sich der Banksektor besonders aktiv im Hinblick auf Partnerschaften mit FinTechs: 42 % der Banken in der Umfrage geben an, dass sie gemeinsame Partnerschaften mit FinTechs unterhalten und Risikokapitalfonds für die Finanzierung dieser Unternehmen einrichten.
Georg Ogrinz, Partner und Bankenexperte bei PwC Österreich: „Kunden wünschen sich Komfort, Individualität, Erreichbarkeit und eine einfache Handhabung. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, sollten sich Banken und FinTechs darauf konzentrieren, die jeweiligen Stärken gemeinsam gewinnbringend einzusetzen – sei es aufseiten der Start-ups Produktdesign und Entwicklung oder aufseiten der Banken die Vertriebs- und Infrastrukturkompetenz.“
„FinTechs sind besonders gut darin, einfache Produkte und eine nahtlose Integration anzubieten. Ihre Schwächen liegen aber im Bereich adäquater IT-Sicherheit oder Rechtssicherheit, die im Gegenzug die Banken bieten. Wir sehen, dass beide Seiten sich aufeinander zu bewegen. Das Ergebnis ist eine neue, für beide Seiten profitable Partnerschaft, bei der der Kunde am Ende am meisten gewinnt.“
Ogrinz warnt jedoch davor, dass die Kooperation zwischen traditionellen Banken und Marktneueinsteigern einerseits zwar sehr wichtig ist, die Abstimmung der optimalen Zusammenarbeit jedoch noch in den Kinderschuhen steckt – und das braucht Zeit.
„Banken sollten sich in der Zwischenzeit darauf konzentrieren, ihre Produkte und Dienstleistungen zu vereinfachen, um den Vergleich mit anderen Marktakteuren zu erleichtern und so zu mehr Klarheit für die Kunden beizutragen. Gleichzeitig ist es unabdingbar, dass Banken bei der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen das Kundenerlebnis in den Vordergrund stellen und nicht den Ansatz verfolgen, Produkte an ihren bestehenden Prozessen entlang zu entwickeln.“