E-Commerce im Jahr 2020 wird mehr denn je durch den Einzug und die Etablierung digitaler Services und Prozesse geprägt sein. Dies zeigt sich auch in den Tech-Trends, die sich für das nächste Jahr in dieser Branche abzeichnen. Genauso anspruchsvoll wie die Anforderungen der Endverbraucher werden auch die Herausforderungen für IT-Experten sein.
Während früher Backend-Programmierer das Herz einer IT-Abteilung waren, stieg die Nachfrage nach Frontend-Entwicklern in den letzten Jahren zusehends. Der Grund dafür ist die rapide Entwicklung von Frontend-Technologien. Gerade diese sind für die Gestaltung inspirierender Einkaufs-Erlebnisse, dem Schlüssel zum Erfolg im Einzelhandel, von essentieller Bedeutung.
Kelly Goetsch, Chief Product Officer bei commercetools, fasst zusammen, welche Tech-Entwicklungen IT-Experten in 2020 ganz genau verfolgen sollten:
GraphQL gewinnt an Popularität
Stark im Kommen ist 2020 die Graph Query Language (kurz: GraphQL). Der Standard erleichtert den Umgang mit API-Schnittstellen enorm – und steigert somit die Produktivität von Frontend-Entwicklern auf der einen Seite und bietet Unternehmen andererseits mehr Flexibilität rund um Angebote an Kunden. Bei der GraphQL-Lösung muss lediglich eine Beschreibung der benötigten Daten entwickelt und als Anfrage an GraphQL gestellt werden.
GraphQL ruft dann automatisch die entsprechenden Schnittstellen auf, um die angefragten Daten bereitzustellen. Als Ergebnis erhält der Entwickler ein einzelnes JSON-Objekt, mit dessen Daten er die gewünschten Seiten erstellen kann. Von der Verkürzung von Entwicklungszeiten bis hin zur Reduktion des Codes, der geschrieben, getestet, gewartet und ausgeführt werden muss – GraphQL bietet zahlreiche Vorteile.
Headless- statt Legacy-Plattformen
Neben GraphQL ist zu erwarten, dass die Headless-Technologie im Bereich E-Commerce 2020 noch weiter an Bedeutung gewinnt. Bei Headless-Lösungen werden Backend und Frontend entkoppelt, wodurch es schneller und einfacher möglich ist, den Teil der E-Commerce-Plattform zu verändern, mit dem die Kunden in Berührung kommen. Maximale Flexibilität und die Möglichkeit, Frontends bei Bedarf auszutauschen, werden vor allem aufgrund der sich rapide verändernden Kundenerwartungen entscheidend für den Geschäftserfolg sein.
Anbieter von Legacy-Softwaresystemen haben hingegen schlechte Karten, denn die Plattformen werden störanfälliger, je mehr Codezeilen hinzugefügt werden. Über den Headless-Ansatz können Unternehmen schneller und flexibler auf Kundenwünsche und neue Trends in der Kundenansprache reagieren und Zusatzservices anbieten.
Microservices auf dem Vormarsch
Mit der Abkehr der Händler von monolithischen Legacy-Plattformen geht der Trend zu Microservices einher. Flexibilität und Schnelligkeit sind auch hier die entscheidenden Vorteile für die Unternehmen. Die kleinen, in sich geschlossenen Anwendungen können individuell entwickelt und bereitgestellt werden.
API-basierte Microservices erlauben es Entwicklern, bestimmte Teile des Frontends einfach und schnell zu aktualisieren. Diese Möglichkeit bedeutet für Unternehmen kürzere Release-Zyklen und eine schnellere Markteinführungszeit. Mithilfe von Microservices können Einzelhändler ihren Kunden echte Omnichannel-Erlebnisse bieten, da alle Informationen aus dem gleichen Backend kommen – so sind sie ihren Mitbewerbern einen Schritt voraus.
Cloud-native Systeme – mehr als „Lift-and-Shift“
Von der Konkurrenz heben sich E-Commerce-Unternehmen auch ab, wenn sie auf „richtige“ Cloud-Anwendungen setzen. Cloud-native Systeme werden von Grund auf in der Cloud entwickelt und sind dadurch Teil des Ökosystems. Mit diesem interagieren sie, indem sie Daten in die Cloud auslagern und sogenannte „serverless“-Funktionen integrieren. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch die Einbindung von APIs und Microservices aus.
Sie weisen verteilte Architekturen auf, sind multi-tenant-fähig und folgen anderen Cloud-basierten Architekturprinzipien. Auch hier steht die Flexibilität und die Schnelligkeit in der Umsetzung von neuen Services und kundenfokussierten Anwendungen als großer Vorteil der neuen Technologie im Vordergrund und gibt den Ausschlag für ein Umdenken von Unternehmen im Bereich E-Commerce.
Die Retail-Branche wird sich in diesem Jahr mit anhaltendem Wettbewerbsdruck und steigenden Kundenansprüchen konfrontiert sehen. Daher ist es unumgänglich, in die richtigen Technologien zu investieren: E-Commerce-Plattformen, mithilfe derer Händler ihre Systeme im Handumdrehen testen und verbessern können, um so eine herausragende Kundenerfahrung zu bieten.