Die Budgets für die digitale Transformation steigen. Im Fokus stehen dabei IT-Sicherheit und Kundeninteraktion. Gerade im Kundenservice und bei der Neukundengewinnung sehen die Unternehmen das größte Potenzial der Digitalisierung; weniger wichtig sind dagegen Kostensenkungen oder Effizienzgewinne.
Das zeigt eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research im Auftrag von Tata Consultancy Services (TCS) unter 953 Unternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern in Deutschland. TCS hat daraus folgende Trends für das Jahr 2020 extrahiert.
Trend 1: Steigende IT-Budgets
Im Durchschnitt investieren die Unternehmen 5,5 Prozent ihres Jahresumsatzes in die digitale Transformation, eine Steigerung um 12 Prozent zum Vorjahr. An fehlendem Budget scheitern die Digitalisierungsbestrebungen nicht: Lediglich ein Prozent der Befragten gibt fehlende finanzielle Mittel als Hinderungsgrund an. Fehlt das Geld, sind die Probleme hausgemacht. Jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) sieht fehlende Investitionsbereitschaft trotz vorhandener Geldmittel als Hürde. Noch häufiger genannt werden fehlende Vorgaben der Geschäftsführung (31 Prozent) oder langwierige Entscheidungsprozesse (37 Prozent).
Trend 2: Investitionen: Security First
Zwei Drittel der Unternehmen (66 Prozent) wollen ihre Investitionen in IT-Sicherheit steigern – mehr als in jeden anderen Bereich. Auch gefragt sind Datenanalyse-Software, in die 55 Prozent der Unternehmen mehr investieren wollen, sowie Online-Shops (52 Prozent) und mobile Webseiten oder Apps (49 Prozent). Vier von zehn Firmen (38 Prozent) rechnen mit höheren Ausgaben für Social-Media-Marketing, jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) für Software zum Kundenbeziehungsmanagement (Customer Relationship Management, CRM).
Trend 3: Kundenservice wichtiger als Kostensenkung oder Effizienzgewinne
Zu den steigenden Investitionen in Kundeninteraktion passt, dass fast neun von zehn Unternehmen (88 Prozent) durch die Digitalisierung großes Potenzial für einen besseren Kundenservice sehen. Auch bei der Neukundengewinnung (73 Prozent) sehen die Befragten gute Möglichkeiten. Weniger wichtig sind den Unternehmen Effizienzgewinne (69 Prozent) und Kostensenkungen (54 Prozent).
Trend 4: Experten für IT-Sicherheit gesucht
Für Social-Media-Manager (25 Prozent) und Spezialisten für digitales Marketing (19 Prozent) haben die Unternehmen bereits Stellen geschaffen. Weitere Einstellungen sind kaum noch geplant: Lediglich sieben Prozent der Firmen wollen weitere Social-Media-Manager einstellen, für digitales Marketing sind es immerhin zwölf Prozent. Denn wie bei den Investitionen steht auch bei den gesuchten Fachkräften Sicherheit an erster Stelle.
Drei von zehn Unternehmen (30 Prozent) wollen IT-Sicherheitsberater einstellen – das sind doppelt so viele wie vor zwei Jahren (15 Prozent). Am zweithäufigsten werden Cloud-Experten genannt, 19 Prozent planen entsprechende Stellen. Ebenfalls gesucht werden Virtual-Reality-Designer (13 Prozent) und Data Scientists (zwölf Prozent). Jedes zehnte Unternehmen sucht Experten für Künstliche Intelligenz, sechs Prozent für Blockchain.
Trend 5: Verstärkte Zusammenarbeit mit Partnern
Für die Digitalisierung wird die Zusammenarbeit über Firmengrenzen hinweg zunehmend wichtiger. Acht von zehn Unternehmen (78 Prozent) arbeiten bereits mit externen Partnern zusammen. Das sind acht Prozentpunkte mehr als noch 2017. Künftig wollen die Firmen vor allem mit Zulieferern und Dienstleistern stärker kooperieren – knapp jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) plant dies. Etwas mehr (21 Prozent) arbeiten im Rahmen der Digitalisierung bereits mit Lieferanten.
Zur viel beschworenen Zusammenarbeit mit Start-ups kommt es übrigens viel seltener: Gerade einmal acht Prozent der Unternehmen arbeiten mit jungen Technologieunternehmen zusammen, weitere vier Prozent planen eine Kooperation. Seltener als mit Start-ups arbeiten die Unternehmen nur mit direkten Wettbewerbern: Nur drei Prozent der Unternehmen kooperieren mit der Konkurrenz, ebenso viele planen es.
Trend 6: Agile
Beim Projektmanagement setzen die Unternehmen häufiger auf agile Methoden. So geben inzwischen 43 Prozent der Unternehmen an, manchmal, größtenteils oder immer agile Methoden einzusetzen. Vor einem Jahr waren es erst 35 Prozent. Nur ein Viertel (25 Prozent) verzichtet vollständig auf agiles Projektmanagement (2018: 36 Prozent). Noch deutlicher ist die Entwicklung bei Großunternehmen ab 500 Mitarbeitern.
Hier setzt mehr als jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) vermehrt auf agile Methoden, ein Plus von zehn Prozentpunkten verglichen mit 2018 (42 Prozent). Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (53 Prozent) sieht im Beherrschen agiler Methoden eine wichtige Kompetenz für die digitale Transformation.
„Aufgrund der Vorteile agiler Methoden werden Unternehmen diese künftig stärker einsetzen“, sagt Kay Müller-Jones, Leiter Consulting und Services Integration bei TCS. „Die Digitalisierung erhöht das Veränderungstempo, agile Methoden sind ein Schlüssel, das eigene Tempo ebenfalls zu erhöhen. Erforderlich für Agile ist allerdings eine enge Zusammenarbeit von Business und IT.“