GitLab hat seinen aktuellen Bericht "Out of the Office: How the world adapted to working remotely in 2020" veröffentlicht. Die Ergebnisse des aktuellen Berichts, für den weltweit 200 Mitarbeiter befragt wurden, zeigen, wie sehr die Pandemie die Remote-Arbeitswelt umgestaltet und die Flexibilität beschleunigt hat.

Der Bericht steht in engem Zusammenhang mit der im März vergangenen Jahres vorgestellten Studie "The Remote Work Report: The Future of Work is Remote", deren Ergebnisse nur wenige Tage nach dem ersten, weltweiten Lockdown bekannt wurden.

Remote Work ist jetzt eine Kernanforderung, kein Vorteil
Arbeitnehmer beginnen, ihr Leben auf neue Art und Weise zu verbessern. Damit verändern sie auch schnell die Erwartungen an das, was alle zukünftigen Arbeitgeber bieten sollten. Ein Drittel der Befragten nutzt den wegfallenden Arbeitsweg dazu, um Zeit für die Familie zu haben oder gar in ihrer Nähe zu ziehen. Dabei nennt ein Viertel der Befragten "mehr Zeit" als den Vorteil, den sie am meisten genießen.

Nur ein kleiner Prozentteil der Teilnehmer hat seine Wohnsituation optimiert, um Geld zu sparen (12%), eine bessere Unterkunft zu beziehen (9%) oder um produktiver zu sein (12%). Das deutet darauf hin, dass diese Kriterien keine ernsthaften Bedenken im Zusammenhang mit standortunabhängigem Arbeiten sind.

Die Unterstützung von standortunabhängigem Arbeiten ist ein Segen für die Mitarbeiterbindung: Die gesammelten Daten zeigen einen überwältigenden Zusammenhang zwischen der Treue zum Unternehmen und der Unterstützung von Remote Work. 74% der Befragten gaben an, dass sie "vermutlich" bis "sehr wahrscheinlich“ bei ihrem aktuellen Arbeitgeber bleiben werden, "weil dieser Remote Work unterstützt."

Covid-19 verursacht eine neue Welle von Arbeitnehmern, die remote arbeiten
56% der Befragten haben erst während der Pandemie zum ersten Mal begonnen, remote zu arbeiten. Auf die Frage, ob sie im Zuge der Lockerungen wieder an ihren Büroarbeitsplatz zurückkehren würden, gaben dies nur 1% an. Die  Auswirkungen von COVID-19 sorgen also dafür, dass sich diese Mitarbeiter nun tatsächlich als Remote-Mitarbeiter identifizieren.

Diese Identifikation ist wichtig, da sie eine zusätzliche Motivation schafft, Arbeitsabläufe zu verbessern und dezentrale Teams zu stärken. Auch wenn Remote-Arbeit unter Freiberuflern, Kreativen und Unternehmern bereits eine feste Größe war, hat COVID-19 die Idee der Entkopplung von Arbeitsstandort und Arbeitsergebnissen demokratisiert und massentauglich gemacht.

Was am wichtigsten ist, das ist in einem Büro nicht verfügbar
Auf die Frage, was bei der Wahl ihres Wohnortes am wichtigsten ist, nannte fast die Hälfte der Befragten (47%) die Natur und mehr Platz im Freien als Priorität. 34% der Teilnehmer sagen, dass ihnen ein angenehmes Homeoffice wichtig ist, während für 25% die Nähe zur Familie wichtig ist. 28% gaben an, dass sie umziehen würden, um näher an der Natur, in wärmeren Gefilden oder einer besseren Umgehung zu sein.

Ironischerweise gaben nur 5% der Befragten an, dass sie Annehmlichkeiten wie Snacks und Fitnessstudios vermissen würden, obwohl so viele Unternehmen viel Geld für solche Angebote ausgegeben haben.

Remote ist nicht die Zukunft der Arbeit, sondern die Zukunft des Lebens
37% der Befragten haben ihr Leben so optimiert, dass sie mehr Zeit mit ihrer Familie, Freunden oder im Verein verbringen können. 30% der Befragten legen Wert auf die freie Natur oder Sport und Gesundheit. Und 26% haben ihre Terminpläne gestrafft, um mehr Zeit für sich zurückzugewinnen.

Dies zeichnet ein differenziertes Bild: Remote Work ist mehr eine Frage der zukünftigen Lebensweise denn der Arbeit. Menschen, die standortunabhängig arbeiten, schätzen die Flexibilität, ihre Arbeit in ihren Lebensplan einpassen zu können und nicht umgekehrt, wobei viele dafür nicht umziehen müssen, um dies zu schätzen.

Der eigentliche Grund dafür ist, dass mit Remote-Arbeit der Alltag besser zu handhaben ist: Eine Reihe kleiner Anpassungen in puncto Lebensqualität stellt unter dem Strich eine deutliche Verbesserung der Lebensweise dar.

Remote Führung erfordert mehr Pragmatismus und weniger Politik
Eine Vielzahl von Antworten zeigt, dass Remote-Mitarbeiter Flexibilität und solide Kommunikation erwarten sowie das Vertrauen, dass sie für das Erreichen ihrer Zielvereinbarungen selbst verantwortlich sind. Remote Work führt dazu, dass sowohl Lob und Beförderung als auch klare Abgrenzung in Hinblick auf Beginn und Ende der Arbeitszeiten weniger wichtig sind. Stattdessen verlangen Remote Mitarbeiter, dass sie ausschließlich nach ihren Leistungen beurteilt werden, was den Bewertungsprozess vorurteilsfreier macht.

Trennung zwischen Arbeit und Leben ist eine komplizierte Herausforderung
Auf die Frage, welche Ratschläge sie jemandem geben würden, der über einen Remote-Arbeitsplatz nachdenkt, konzentrierten sich erstaunliche 77% der Antworten auf vier Schlüsselbereiche: Grenzen setzen (25%), konzentriert und produktiv bleiben (20%), die eigene geistige und körperliche Gesundheit schützen (23%) und persönliche Prioritäten an erste Stelle setzen (9%).

In Anbetracht dessen, was gerade über die sich beschleunigende Burnout-Rate in allen Branchen sowie über die anwachsende Konzentration von Remote-Arbeitern bekannt ist, könnte eine der größten Herausforderungen darin bestehen, eine gesunde Abgrenzung zu gewährleisten.

Persönliche Begegnungen sind für den Aufbau einer Kultur unerlässlich
65% der Befragten geben an, dass Remote-Arbeit einen positiven oder neutralen Einfluss auf ihre Teamarbeit hatte. 25% haben jedoch eine negative Auswirkung erlebt. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter (57%) vermisst die sozialen Interaktionen, die mit der persönlichen Anwesenheit am Arbeitsplatz verbunden sind. Darüber hinaus gibt es Herausforderungen, die der Zusammenarbeit im Team im Wege stehen.

Personalmanager tun also gut daran, Mitarbeiter zu unterstützen, die von Coworking-Büros und anderen Räumen aus arbeiten. Mit einem strategisch eingeplanten Reisebudget können sich Mitarbeiter für zukünftige gemeinsame Unternehmungen und Planungen treffen. Reisen wird von einer gefürchteten Notwendigkeit zu einer willkommenen Vergünstigung.

Selbst Remote-Experten haben nicht auf alles eine Antwort
Im Gegensatz zu den meisten Befragungen enthielt diese Umfrage offene Antworten, die es den Teilnehmern ermöglichte, in ihren eigenen Worten zu antworten. Was sich daraus ergab überrascht: Remote Work ist immer noch Neuland. Es ist dementsprechend nicht möglich, vorherzusagen, wie Menschen in diesen neuen Situationen reagieren werden. Um dazuzulernen, müssen neue Fragen gestellt und dem Unbekannten Raum gegeben werden.

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