Die Open-Source-Kultur ist besonders und bietet drei entscheidende Vorteile: Erstens lebt Open Source von einer lebendigen Community, die mit Begeisterung Code erstellt. Zweitens können Entwickler der Community Fehler sehr viel schneller als in proprietärem Code finden und beheben. Und drittens kann Open-Source-Software ohne Weiteres modifiziert und an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.
Das Ergebnis sind Innovationen, die die Softwareentwicklung insgesamt maßgeblich beeinflussen. Damit Interessierten – ob nun erfahrene Entwickler oder Menschen ohne große Programmierkenntnisse – der Einstieg in die einzigartige Open-Source-Welt gelingt, müssen sie laut Graeme Colman, UKI Domain Solution Architect & Developer Advocacy Lead bei Red Hat, ein paar Punkte beachten:
- Das richtige Projekt finden
Für Entwickler ist es am einfachsten, ein Projekt zu wählen, das zum eigenen Arbeitsalltag passt. Wer beispielsweise regelmäßig mit einem bestimmten Framework arbeitet, ist damit gut beraten. Das spart Zeit und Aufwand in puncto Einarbeitung, sodass die Motivation nicht bereits verlorengeht, bevor die eigentliche Projektarbeit beginnt. Plattformen wie Fedora, opensource.com oder GitHub Explore bieten einen Überblick über die gegenwärtig populärsten Projekte, sodass Unentschlossene die verschiedenen Optionen unter die Lupe nehmen können.
- Die Grundlagen checken
Lesbarer Programmcode ist definitiv kein rechtsfreier Raum. Eine Open-Source-Lizenz beschreibt, in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen eine Software genutzt werden darf. Dabei gibt es nicht die eine Lizenz, sondern jedes Projekt hat eine andere rechtliche Basis. Was erlaubt und möglich ist, sollten Entwickler also vor dem Einstieg in die Arbeit nachlesen.
Dazu findet sich zumeist eine entsprechende Datei im Projekt-Repository; darüber hinaus kann sich die Kontaktaufnahme mit den Projektgründern lohnen. Nach der Auswahl des passenden Projekts sollten Entwickler sich natürlich auch mit der Plattform und den jeweiligen Regeln vertraut machen. Manches Projekt setzt zum Beispiel voraus, dass Tests in jede vorgeschlagene Änderung integriert werden, sodass kein ungetesteter Code ins Projekt gelangen kann.
- Eine Rolle jenseits vom Coden wahrnehmen
Sogar jemand, der (noch) nicht gut genug programmieren kann, um am Code eines Open-Source-Projekts mitzuarbeiten, kann eine Aufgabe finden. Beispielsweise müssen Dokumentationen geschrieben oder korrigiert werden. Andere Projekte freuen sich über Hilfe bei der Gestaltung der Benutzeroberfläche oder Webseite. Viele Programmierer neigen dazu, sehr technische, komplizierte Benutzeroberflächen und Webseiten zu erstellen. Für jeden Open-Source-Einsteiger gibt es also etwas zu tun.
- Oder doch Programmieren lernen?
Wer bislang noch gar keine Erfahrung mit dem Coden hat, kann sich relativ einfach Grundkenntnisse aneignen. Einer aktuellen Studie von Red Hat zufolge haben viele Menschen die Pandemie-Zeit für das Erlernen von Computerprogrammierung oder Softwareentwicklung genutzt. Die derzeit bekanntesten Varianten für eine Weiterbildung zum Coder sind sicherlich Online-Kurse und Tutorials.
Red Hat beispielsweise bietet zahlreiche kostenlose Trainingskurse an und ist zudem Partnerschaften mit Organisationen wie EdX eingegangen, um Studenten virtuell beim Selbststudium zu unterstützen. Gleichzeitig sind Open-Source-Communities wie etwa das Fedora-Projekt für Menschen, die mit dem Programmieren gerade erst anfangen, eine sinnvolle Ressource: Sie können von den anderen, die ihr Wissen und ihre Erfahrung teilen, lernen.
- In Jira stöbern
Open-Source-Projekte verfügen über ein Backlog mit Issues, die nach Mitwirkenden suchen, um daran zu arbeiten. Interessierte sollten sich das Backlog in Ruhe durchsehen – viele Projekte haben hilfreiche Markierungen für Issues, die sich ideal für Anfänger eignen. Solche Issues sind beispielsweise mit „good first issue“ gekennzeichnet.
- Nicht entmutigen lassen
Eine Community ist eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich manchmal abweisend gegenüber Neulingen verhält. Oftmals ist auch die Rolle eines Beitragenden nicht klar definiert. Das hat die Open-Source-Welt erkannt und stellt Einsteigern beispielsweise einen Mentor zur Seite. Grundsätzlich gilt: Nie den Spaß verlieren.
Open-Source-Entwickler programmieren, um ein Problem zu lösen, das sie nervt. In der Community stoßen sie dabei auf Gleichgesinnte, um gemeinsam zu lernen und weiterzukommen. Wer jetzt als Softwareentwickler ein eigenes Projekt startet oder sogar als Quereinsteiger ohne große Programmierkenntnisse an einem mitarbeitet, macht sich wahrscheinlich Gedanken darüber, was die anderen sagen oder ob überhaupt jemand darauf reagiert.
Diese Bedenken hat fast jeder, sie sollten aber niemanden vom Einstieg in die Open-Source-Welt abhalten. Das Mitarbeiten an einem Projekt ist eine großartige Möglichkeit zu lernen, wie Open Source funktioniert und was damit möglich ist.