Remote hat untersucht, wie deutsche Unternehmen mit der IT-Fachkräftekrise umgehen. Die Studie zeigt, dass fast jedes vierte Unternehmen in Deutschland (23%) die Suche nach Tech-Talenten inzwischen global ausgeweitet hat, um dem Mangel an geeigneten Mitarbeitenden in Deutschland Herr zu werden.
Knapp zwei Drittel (64 %) der deutschen Unternehmen setzen am liebsten auf Fachkräfte aus den etablierten Tech-Hubs: New York, Paris, London, San Francisco – und Berlin: Jedes fünfte Unternehmen (20 %) gibt an, dass in Berlin immer noch viele Tech-Talente zu finden seien.
38 Prozent der deutschen Unternehmen suchen auch bereits in den aufstrebenden Technologiezentren Buenos Aires, Helsinki und Guadalajara nach passenden Mitarbeiter:innen. Ein wichtiger Schritt, denn laut dem Institut der deutschen Wirtschaft ist die Fachkräftelücke in den IT-Berufen so groß wie nie.
Die Nachfrage nach IT-Fachkräften übersteigt das Angebot massiv
Dieses Missverhältnis von Angebot und Nachfrage erstreckt sich nahezu über ganz Europa. Kürzlich veröffentlichte Gartner einen Bericht über aufstrebende IT-Talentzentren im Jahr 2022, der Einblicke in die "wichtigsten bestehenden und aufstrebenden IT-Talentzentren" liefert.
Demnach hat London ein Verhältnis von Angebot und Nachfrage von 2, während Mexiko-Stadt als aufstrebendes Tech-Hub im Vergleich dazu ein Verhältnis von Angebot und Nachfrage von 8 aufweist. Während Gartner zufolge Mexiko-Stadt ein höheres Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage aufweist, zeigen die Daten von Remote, dass jedoch nur 7 Prozent der britischen Unternehmen in Mexiko-Stadt einstellen würden.
Dies gilt für mehrere europäische Nationen und untermauert das vorherrschende Missverhältnis zwischen den Orten, an denen Unternehmen aktiv Personal einstellen, und den Orten, an dem ein beträchtliches Angebot an technischen Fachkräften besteht.
Deutschlandweit würden immerhin 42 Prozent in Mexiko-Stadt einstellen. Die Tech Talent-Studie von Remote zeigt auch, dass knapp jedes vierte deutsche Unternehmen (24%) den Sprung in den internationalen Talent-Pool bereits gewagt hat.
Die Gründe, global einzustellen, sind verschieden: 23 Prozent sehen dies als Chance gegen den Fachkräftemangel, 36 Prozent der hiesigen Unternehmen verfolgen die Diversifizierung ihrer Teams und 43 Prozent nutzen den internationalen Talent-Pool als strategische Erprobung neuer Märkte.
28 Prozent haben die zunehmende Verlagerung zu ortsunabhängigen Arbeitsmodellen im Zuge der Pandemie zum Anlass genommen, ihre Suche nach passenden Mitarbeiter:innen auszuweiten.
Fehlende Niederlassungen und die Angst vor dem Unbekannten sind die größten Herausforderungen
Auf die Frage nach den Gründen, warum deutsche Unternehmen bei der Einstellung von Bewerber aus aufstrebenden Tech-Hubs noch eher zurückhaltend sind, geben 24 Prozent an, dass eine fehlende Niederlassung vor Ort der Grund sei.
14 Prozent zögern, weil sie noch nie in diesen Märkten eingestellt haben und 13 Prozent sorgen sich um Sprachbarrieren. Jeweils sieben Prozent schrecken vor den rechtlichen Anforderungen zurück, haben Bedenken bezüglich kultureller Differenzen oder der verschiedenen Zeitzonen.
„Betrachtet man die vielen Möglichkeiten, die ein internationaler Talent-Pool bietet, erscheinen die Herausforderungen, denen sich Unternehmen gegenübersehen, auf einmal ganz klein”, sagt Job van der Voort, CEO und Mitbegründer von Remote.
„Unsere Studie zeigt, dass Unternehmen einen Schritt weiter gehen und über ihren eigenen Markt hinausschauen müssen, um die IT-Fachkräftelücke schließen zu können. Denn die Tech-Talente sind nicht verschwunden, sie sind nur über die ganze Welt verteilt.”
Methodik
Für die Tech Talent-Studie wurden 259 Personalentscheider:innen in Deutschland befragt, die derzeit ortsunabhängige Tech-Positionen ausgeschrieben haben. Focaldata führte die Erhebung im September 2022 mittels einer Online-Umfrage durch.