Die Europäische Union ringt um eine Regulierung der Künstlichen Intelligenz. Nach der überraschenden Wende in den Trilog-Verhandlungen zwischen den drei europäischen Institutionen Rat, Parlament und Kommission, ist deren Ausgang wieder offen. Eines ist für Jörg Hesselink, Gründer und CEO DC Smarter, essenziell: Europa braucht weiterhin Handlungsspielraum für Innovation. Nur so gelingt es, mit globalen Entwicklungen Schritt zu halten.
Warum die Bedingungen für Start-ups in Südost-Asien besonders innovationsfreundlich sind, zeigt die Reise der Singapore AI Market Discovery Class 2023-2 des German Accelerator Program, zu der DC Smarter eingeladen wurde. Während der neuntägigen Reise nach Singapore im Rahmen des Mentoring-Programms führte Jörg Hesselink zahlreiche Gespräche rund um Künstliche Intelligenz, Digitale Zwillinge und Rechenzentren.
Drei Grundvoraussetzungen in Hinblick auf die Nutzung innovativer Technologien fielen ihm dabei besonders ins Auge:
1. Effiziente digitale Prozesse sind weit fortgeschritten
Der hohe Grad der Digitalisierung ist in Singapur überall spürbar. „Ein riesiger LED-Wasserfall, gigantische LED Screens und ein komplett digitaler Einreiseprozess – schon die Ankunft am Flughafen in Singapur fühlt sich an wie ein Reise in die Zukunft. Als ich dann beim ersten Restaurantbesuch von einem Roboter überholt wurde, der gerade das Geschirr zum Spülen brachte, war klar, hier wird Innovation gelebt“, erklärt Jörg Hesselink.
2014 gründete der Premierminister Singapurs Lee Hsien Hong die Smart Nation Group. Die öffentliche Verwaltung sollte mit der Digitalisierung der Prozesse voranschreiten und zum Vorbild für Unternehmen und Organisationen werden. Kontinuierlich kletterte das Land seitdem auf der Liste der innovativsten Nationen nach oben, 2023 erzielte man Platz 5 im Global Innovation Index (GII). Im UN-E-Government Index belegte Singapur unter 163 Staaten Rang 12.
2. Hohe Investitionsbereitschaft in zukunftsorientierte Technologien
„Innovation zählt in Singapur zum höchsten Gut. Hier entstehen nicht nur Visionen, hier werden sie umgesetzt“, berichtet Hesselink von seinen Erfahrungen. Ein Beispiel dafür ist der Smart Digital District Punggol. Auf einer Fläche von 50 Hektar entsteht ein neuer, innovativer Stadtteil, der Universitäten, Unternehmen und Lebensraum für Familien vereinen soll.
„Innovative Technologien werden hier strategisch zusammengeführt. Unter anderem wird hier in großem Stil das Konzept des Digitalen Zwillings genutzt, auf dem auch unsere Anwendung basiert. Über ein umfassendes Sensornetzwerk und die Open Digital Platform werden anonymisierte Daten gesammelt und in dem eigenen, stadtteilbezogenen Digitalen Zwilling verarbeitet. Diese breite Nutzung der Technologie bestärkt die Investoren und beflügelt Startups.”
Das spiegeln auch die Zahlen wieder: Im April 2021 kamen fast 200 Unicorns (Startups mit einem geschätzten Marktwert von mindestens einer Milliarde Dollar) aus der Region Asien-Pazifik, in Europa waren es 69. Im Haushalt 2022 sah der Finanzminister Singapurs eine zusätzliche Förderung von 200 Millionen Dollar über die kommenden Jahr für die weitere Digitalisierung des Landes vor.
3. Künstliche Intelligenz ist ein zentrales Thema bei Entscheidern
Die gerade veröffentlichte Cisco AI Readiness Studie unterstreicht den Stellenwert der Künstlichen Intelligenz in Singapur. Schon 2019 stellte die Regierung des Landes eine nationale AI-Strategie vor, die aufzeigt, wie künstliche Intelligenz konsequent genutzt werden soll, um die Wirtschaft zu transformieren. In der aktuellen Studie sehen sich 13% der dort befragten Unternehmen als vollständig AI-ready.
Im globalen Vergleich liegt Singapur dabei zwar leicht unter dem Durchschnitt von 14%, in Deutschland sehen sich jedoch nur 7% der Unternehmen in diesem Stadium angelangt. „Die Offenheit unserer KI-basierten Lösung gegenüber war enorm. Alle Gesprächspartner waren sich einig, dass die Technologie nicht nur die IT-Landschaft verändern wird“, erklärt Jörg Hesselink.
Während in Europa, und insbesondere in Deutschland, bei neuen Technologien häufig die Risiken in den Vordergrund gestellt werden, lernte Hesselink die asiatischen Gesprächspartner als deutlich lösungsorientierter kennen. „Die Reise nach Singapur hat uns auf jeden Fall darin bestärkt, diesen Markt gemeinsam mit kompetenten Partnern zu erschließen. Sie zeigte auch, dass wir weiter in Europa evangelisieren müssen, um den Anschluss an globale Entwicklungen nicht zu verlieren. Wir brauchen Visionen und den Mut, sie umzusetzen.“
Hintergrundinfo: German Accelerator Program
German Accelerator unterstützt deutsche Start-ups bei der globalen Expansion. Die Unternehmen können sich gezielt für bestimmte Programme und Regionen bewerben und werden von einem Expertengremium ausgewählt. Unternehmen mit hohem Potenzial werden mitgenommen auf eine rasante Lernreise, die sich an den individuellen Bedürfnisse der Teilnehmenden orientiert.
German Accelerator wird von der German Entrepreneurship GmbH betrieben und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanziert.