Video hat in den vergangenen Jahren explosionsartig zugenommen und macht inzwischen den größten Teil des weltweiten Internetverkehrs aus. Obwohl der Löwenanteil des Video-IP-Verkehrs von den großen Streaming-Unternehmen stammt, ist Video auch in der Geschäftswelt auf dem Vormarsch. Folgende Trends sollten Unternehmen berücksichtigen, um den größtmöglichen Nutzen aus ihrer Videonutzung zu ziehen.
Von Kimberly Matenchuk, Managing Director Programmable Media bei Cloudinary.
Trend #1: Stack-Konsolidierung
Vor dem Hintergrund eines schwachen Wirtschaftswachstums, einer langsamer als erwartet sinkenden Inflation und eines niedrigen Konsum- und Investitionsniveaus sind Unternehmen auf der Suche nach Effizienzsteigerungen. Viele Unternehmen überprüfen ihre Technologie-Stacks oder beginnen damit, sie zu konsolidieren und zu optimieren, und wir erwarten, dass sich diese Entwicklung 2025 beschleunigen wird.
Nehmen wir zum Beispiel den Martech-Stack. In der Vergangenheit war es selbstverständlich, dass Marketingteams die alleinige Kontrolle über ihre Budgets hatten. Das bedeutete, dass sie die beste Software von verschiedenen Anbietern kaufen konnten, ohne sich mit anderen Abteilungen abstimmen zu müssen. In letzter Zeit haben wir eine stärkere Martech-Konsolidierung erlebt.
Dabei wird analysiert, wo sich Anforderungen, Fähigkeiten und Budgets überschneiden, und die Technologieinvestitionen werden mit Teams wie Vertrieb und Kundenservice rationalisiert. Für Video bedeutet dies, dass nicht mehr verschiedene Digital Asset Management Systeme (DAM) für unterschiedliche Inhalte und Abteilungen verwendet werden.
Immer mehr Unternehmen konsolidieren ihre Nutzung auf ein einziges, modernes DAM-System, das nicht nur Bilder, Audio und Dokumente, sondern auch Videoinhalte verwalten kann -- und zwar über den gesamten Lebenszyklus hinweg.
Trend #2: Barrierefreiheit
Mit Inkrafttreten des European Accessibility Act (EAA) im Juni 2025 müssen alle in der EU tätigen Unternehmen ihre Waren und Dienstleistungen barrierefrei anbieten. In diesem Zusammenhang sollten Videos für eine größere Gruppe von Menschen mit Behinderungen zugänglich sein.
Für Videoinhalte sollten Unternehmen Textalternativen bereitstellen, die in andere Formate umgewandelt werden können, z. B. Großdruck, Braille, Sprache, Symbole oder einfache Sprache. Eine Lösung besteht darin, Transkriptionen oder Bildunterschriften anzubieten, was für viele Unternehmen ohnehin eine bewährte SEO-Praxis ist und auch den bei jungen Menschen beliebten Abspielen von Videos ohne Ton Rechnung trägt.
Da Unternehmen die EAA-Anforderungen bis Juni umsetzen müssen, ist mit einer steigenden Nachfrage nach Tools zur automatisierten Erstellung von Video-Untertiteln und Transkripten zu rechnen. Die gute Nachricht ist, dass diese Tools letztlich auch dazu beitragen werden, die Kosten für die Postproduktion zu senken.
Etwa können KI-Tools Videoinhalte nicht nur transkribieren, sondern auch übersetzen und als Overlay zum Video hinzufügen, um sie in verschiedenen Regionen zu verwenden.
Trend #3: Kürzer, kürzer, kürzer
Bei den Videoformaten werden ultrakurze Videos mit einer Länge von 3 bis 30 Sekunden immer beliebter. Dieser Trend wird von der jüngeren Generation angetrieben, die Videos auf Plattformen wie TikTok, Instagram, SnapChat und YouTube anschaut.
Da viele E-Commerce-Videos in drei- bis vierminütigen Abschnitten gedreht werden -- technisch gesehen lange Formate – wird die Möglichkeit, Videos zusammenzufassen und zu kürzen, im Jahr 2025 sehr gefragt sein. Unternehmen suchen nach Möglichkeiten, ihre Kurzvideos zu standardisieren.
Durch die Definition einer Reihe von Standardposen und -bewegungen und den Einsatz von KI und Automatisierung verwandeln sie lange Videos in optimierte Kurzvideos. Diese Art der Automatisierung trägt auch dazu bei, die Postproduktionskosten zu senken und den gesamten Postproduktionsprozess so effizient und reibungslos wie möglich zu gestalten.
Trend #4: UGC Kontroll- und Moderationsfunktionen
User Generated Content (UGC) erfreut sich bereits großer Beliebtheit. Die meisten Unternehmen sind sich bereits bewusst, dass sich die jüngeren Generationen stark auf UGC-Videos verlassen, um Authentizität, Vertrauen und sozialen Einfluss einer Marke zu beurteilen.
Diejenigen Unternehmen, die bisher noch keine UGC-Videos auf ihren Kanälen und Websites zugelassen haben, nannten in einer globalen Video-Umfrage als Gründe dafür eine unzureichende Markenausrichtung (56 Prozent), rechtliche Bedenken (51 Prozent) und die Angst vor unangemessenen Inhalten (41 Prozent). Glücklicherweise ermöglichen KI-basierte Funktionen die Erstellung und Automatisierung von Workflows für die Moderation und Kontrolle von UGC-Videos.
Zum Beispiel die Erkennung von Logos in Videobildern oder die Tonerkennung, um sicherzustellen, dass keine konkurrierenden Unternehmen erwähnt werden oder der Inhalt nicht anstößig oder unangemessen ist. Mit diesen Funktionen werden wir im nächsten Jahr sehen, dass auch die Unternehmen, die bisher noch zögern, sich auf UGC-Videos einlassen.
Trend #5: Generative KI für Videos: Fragen und Bedenken
Trotz aller öffentlichen Debatten über generative KI wird sie für Unternehmensvideos immer noch zurückhaltend genutzt. Generative KI für Videos ist noch komplexer als generative KI für Bilder, und Unternehmen haben viele der gleichen Bedenken wie bei UGC-Videos. Wie kann sichergestellt werden, dass KI-generierte Videos den Markenrichtlinien entsprechen, authentisch wirken und keinen Schaden anrichten?
Dies sind nur einige der Probleme, die gelöst werden müssen, bevor KI-generierte Videos wirklich Fahrt aufnehmen. Um die großen Probleme zu lösen, braucht es Transparenz. Wie und mit welchen Daten werden die Modelle trainiert? Sind die Datensätze ethisch korrekt und reproduzieren sie keine Vorurteile? Können Menschen dem Modell Feedback geben und sicherstellen, dass es wirklich lernt? Diese und andere Fragen und Bedenken erfordern 2025 unsere Aufmerksamkeit.
Ein interessantes, vielleicht kontraintuitives Anliegen ist die Befürchtung, dass das KI-Video besser aussehen könnte als das reale Produkt. In diesem Fall besteht ein hohes Risiko, dass enttäuschte Kunden die Ware zurücksenden und schlechte Bewertungen abgeben. Unternehmen müssen lernen, hier die richtige Balance zu finden, wenn sie künftig mit KI-Videos punkten wollen.