Auf den Finanzmärkten können sich die Kurse blitzschnell ändern. Deshalb stellt die Fähigkeit, Geschäfte schneller als die Konkurrenz abzuwickeln, einen enormen Wettbewerbsvorteil dar. Dafür sind eine hochfunktionale Technologie und eine Infrastruktur erforderlich, die das globale Trading-System rund um die Uhr unterstützt.
Himanshu Gupta, Senior Architect, Capital Markets bei Solace, kennt diese Herausforderungen nur zu gut. Als ehemaliger q/kdb+-Entwickler bei einer Großbank und Dateningenieur bei einer Kapitalverwaltungsgesellschaft weiß er aus eigener Erfahrung, dass die Infrastruktur ein entscheidendes Unterscheidungsmerkmal für einen leistungsfähigen Hedgefonds-Handel darstellt.
Kaum eine andere Branche benötigt einen so hochfunktionalen Technologie-Stack wie die Kapitalmärkte. Dabei ist die Infrastruktur, die diesen Technologie-Stack unterstützt, entscheidend für den Erfolg – denn insbesondere beim Handel mit Hedgefonds sind Geschwindigkeit und Datenintegrität von größter Bedeutung.
Die IT-Infrastruktur eines Hedgefonds muss in der Lage sein, Nachrichten schnell und effizient an die erforderlichen Prozesse weiterzuleiten, z.B. von Marktdaten-Feeds zu Algo-Trading-Anwendungen, weiter zum Order-Management-System (OMS) und schließlich zum Execution-Management-System (EMS). Dieses Weiterreichen der Informationen von einem Prozess an den nächsten führt zu Verzögerungen.
Deshalb macht jede eingesparte Milli- oder Mikrosekunde einen Unterschied für das Endergebnis. Viele Hedgefonds haben jedoch immer noch Schwierigkeiten, ihre alten Messaging-Lösungen zu modernisieren. Sie halten an alten, minderwertigen Lösungen fest, die schwer zu entwirren sind.
Oder sie haben in den letzten Jahren verschiedene Lösungen eingeführt, was zu einem nicht standardisierten Durcheinander geführt hat. So verwenden Hedgefonds heute oft eine Vielzahl von Messaging-Lösungen, die nicht dafür ausgelegt sind, die Anforderungen der Branche in Bezug auf Geschwindigkeit, Effizienz, Ausfallsicherheit und Sicherheit zu erfüllen.
Es gibt vier Hauptmerkmale und Überlegungen, die eine Messaging-Lösung erfüllen sollte, um bei einem Kauf oder Verkauf Mikrosekunden einzusparen und den Hedgefonds damit einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
1. Performance – Verteilung von Marktdaten mit hohem Volumen und minimaler Latenz
Marktdaten sind sehr umfangreich und extrem volatil. Hedgefonds erhalten Datenfeeds im Mikrosekundentakt von Quellen wie Refinitiv und Bloomberg. Sobald die Daten abgerufen wurden, werden sie an nachgelagerte Nutzer wie Risiko-, Profit & Loss-, OMS- und EMS-Systeme weitergeleitet.
Das Nachrichtenvolumen kann von Tag zu Tag stark schwanken und Millionen von Nachrichten pro Sekunde erreichen – je nachdem, mit wie vielen Wertpapieren ein Hedgefonds handelt und auf wie vielen Märkten er aktiv ist. Ein leistungsfähiger Message-Broker muss in der Lage sein, solche Volumina zu verarbeiten und horizontal zu skalieren, wenn die Volumina steigen. Wichtig ist auch, dass die Nachrichten mit minimaler Latenz zugestellt werden.
Um beispielsweise eine Latenz von nur 18 Mikrosekunden zu erreichen, wie sie die Solace PubSub+ Brokern bieten, müssen die Nachrichten innerhalb des Speichers zugestellt werden, ohne auf der Festplatte gespeichert zu werden. Das birgt das Risiko, dass einige Nachrichten verloren gehen, ist aber für den Anwendungsfall der Marktdatenverteilung akzeptabel, der lediglich eine „at most once“-Servicequalität erfordert.
Genau das verschafft Ihnen im Kapitalmarktumfeld einen Vorteil. Denn wenn Sie Ihre Entscheidungen treffen, müssen Sie über die neuesten Informationen verfügen – über den Markt, die Börsen und die Entwicklung der Aktienkurse. Denken Sie daran, wie schnell sich die Devisenmärkte aufgrund von Makroereignissen wie der Veröffentlichung von Inflationszahlen bewegen können.
2. Verteilung von Handelsaufträgen – mit maximalem Durchsatz und ohne Nachrichtenverlust
Im Gegensatz zur Verteilung von Marktdaten ist bei der Verteilung von Handelsaufträgen eine „at least once“-Servicequalität erforderlich. Die Verteilung von Handelsaufträgen umfasst den Lebenszyklus vor und nach dem Handel und reicht von der Entstehung von Handelsideen über die Handelsausführung bis hin zur Abwicklung und dem Post-Trade-Reporting.
Das Nachrichtenvolumen von Handelsaufträgen ist wesentlich geringer als das von Marktdaten, aber jede Nachricht muss sicher zugestellt werden. Um diese Servicequalität zu erreichen, müssen Message-Broker Persistenz und Bestätigungen sicherstellen.
Bei der Übermittlung von Nachrichten zwischen Emittent, Broker und Konsument werden Bestätigungen ausgetauscht, um die Zustellung der Nachrichten zu gewährleisten. Dadurch wird sichergestellt, dass der Trading-Stack eines Hedgefonds keine Nachricht verliert.
Der zusätzliche Overhead bedeutet, dass die Latenzzeit höher ist als bei der „at most once“-Servicequalität, aber das ist angesichts der zusätzlichen Zustellgarantie akzeptabel. Nur wenige Broker sind in der Lage, beide Servicequalitäten zu unterstützen, was dazu führt, dass einige Hedgefonds verschiedene Broker verwenden, wodurch ihr Technologie-Stack komplexer wird als nötig.
Einer der größten Hedgefonds der Welt verwendet eine ereignisgesteuerte Lösung, um Aktualisierungen von Händleraufträgen, die von lokalen Instanzen seines OMS veröffentlicht werden, über ein globales Ereignisnetzwerk zu verteilen. Auftragsaktualisierungen aus den Regionen New York, London, Hongkong, Singapur und Tokio werden in Echtzeit im Hauptrechenzentrum konsolidiert, um eine Risikoanalyse der Positionen zu ermöglichen.
3. Auf globalen Handelsmärkten ist resilienter, robuster „Always on“-Betrieb wichtig
Geschwindigkeit und Performance sind auf den Kapitalmärkten von entscheidender Bedeutung. Hedgefonds benötigen daher einen robusten, zuverlässigen und belastbaren Message-Broker. Alles, was mit Kapitalmärkten zu tun hat, erfordert eine hohe Verfügbarkeit und gegebenenfalls eine Notfallwiederherstellung. Viele Hedgefonds arbeiten rund um die Uhr (24x6), insbesondere diejenigen, die an den globalen Aktien- und Rohstoffmärkten aktiv sind.
Fällt ein Broker aus irgendeinem Grund aus, kommt das Handelssystem zum Stillstand und es drohen Kapitalverluste. Schon ein Ausfall von 30 Sekunden kann für den Betrieb und den Ruf eines Hedgefonds äußerst schädlich sein, je nachdem, welche Handelsstrategien er anwendet.
Resilienz ist der Schlüssel zur ununterbrochenen Erreichbarkeit, insbesondere bei unvorhergesehenen Ereignissen wie dem Hurrikan Sandy in New York vor einigen Jahren. Hedgefonds müssen auch in solchen Situationen weiter handeln können. Aus regulatorischer Sicht ist es auch wichtig, dass kritische Trading-Systeme über Notfallstrategien verfügen. Zudem investieren viele Großanleger wie Pensionsfonds lieber in Hedgefonds, die geeignete Hochverfügbarkeits- und Disaster-Recovery-Verfahren nutzen.
Dabei müssen Hedgefonds in der Lage sein, nicht nur den Ausfall eines einzelnen Brokers in einem Rechenzentrum zu tolerieren, sondern auch den Ausfall eines ganzen Rechenzentrums. Um dieses hohe Maß an Ausfallsicherheit zu erreichen, müssen sie zwei Broker im selben Rechenzentrum für die Hochverfügbarkeit einsetzen – und zwei weitere Broker in einem separaten Rechenzentrum für die Wiederherstellung im Notfall. Diese Strategien sind wichtig, um Geschäftskontinuität zu gewährleisten.
4. Virtueller Broker sorgt für sicheren Datenaustausch – intern und extern
Nicht nur sensible Finanzdaten müssen geschützt werden. Bei Hedgefonds können auch interne Daten über Kundenaufträge sehr sensibel sein. Viele Hedgefonds beschäftigen Portfoliomanager (PM), die ihre eigenen Teams, Kompetenzen und Spezialisierungen mitbringen. Dies führt jedoch zu interner Konkurrenz, so dass die Daten getrennt übertragen werden müssen. Werden wichtige Trade-Order-Nachrichten über Message-Broker verteilt, müssen sie verschlüsselt und gesichert werden.
Hier kommt die Virtualisierung ins Spiel, um die Nachrichten getrennt zu halten. Hedgefonds können einen virtuellen Broker für einen PM und einen anderen virtuellen Broker für einen anderen PM einsetzen, wobei die Nachrichten getrennt bleiben. Das gilt auch für verschiedene Teams innerhalb eines Hedgefonds, z.B. Profit & Loss und Risiko.
Verschiedene Teams sollten in der Lage sein, denselben zugrundeliegenden Broker zu verwenden, ohne sich gegenseitig in ihren Prozessen zu behindern. Kein Team sollte aber auf die Nachrichten eines anderen Teams zugreifen können, sofern es nicht dazu autorisiert ist. Das trägt auch dazu bei, die Gesamtkosten für das Middleware-Team zu reduzieren, indem derselbe Broker von mehreren Teams verwendet wird.
Eine Person, die Zugang zu einem virtuellen Broker hat, kann sich nicht mit einem anderen virtuellen Broker verbinden und auf dessen Daten zugreifen. Alle Verbindungen können, ebenso wie Daten während des Transports, verschlüsselt werden. Um eine strikte Autorisierung durchzusetzen, können spezielle Zugriffskontrolllisten (Access Control Lists, ACLs) verwendet werden, die festlegen, welche Benutzer welche Daten veröffentlichen oder abonnieren können.
IT-Architektur als Schlüssel zum Hedgefonds-Erfolg
Es gibt ein Zitat von Hendrith Vanlon Smith, das den Hedgefonds-Handel auf den Punkt bringt: „Um effektiv zu hedgen, muss man die Silo-Mentalität ablegen und stattdessen in Systemen denken.“ Das gilt bis auf die Ebene der IT-Architektur von Hedgefonds-Organisationen. Mit schnellen, vollständigen, robusten und sicheren Datenströmen kann sich jeder Händler differenzieren – in einer Branche, in der jede Mikrosekunde zählt.