Im Privatkundengeschäft haben Banken ihre Kreditprozesse weitgehend automatisiert, teilweise entscheiden sie bereits vollautomatisch über Baufinanzierungen und Konsumkredite. Das spart Kosten und geht schnell, was sich positiv auf die Kundenzufriedenheit auswirkt. Im Firmenkundengeschäft dagegen dominieren weiterhin Papierdokumente und manuelle Abläufe.

Mühsam tragen Mitarbeiter die benötigten Informationen aus Kundenunterlagen, Bilanzen, Indizes und anderen Quellen zusammen und werten sie aus, um ein Kredit-Rating zu erstellen. Lange konnten Banken den großen Aufwand einfach mit mehr Personal erschlagen – die hohen Kreditvolumen rechtfertigten das.

Inzwischen stehen sie aber unter zunehmendem Kostendruck, nachdem allein im vergangenen Jahr die Verwaltungsaufwendungen der deutschen Bankenbranche um 5 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 92 Milliarden Euro nach oben geklettert sind.

Zudem plagen auch die Banken immer häufiger Nachwuchssorgen, und kaum einem gut digitalisierten Mittelständler lässt es sich heute noch vermitteln, dass er Unterlagen auf Papier einreichen und sich dann lange gedulden soll. Mehr Digitalisierung und Automatisierung tut also dringend not, doch ausgerechnet bei der Kreditvergabe an Unternehmen fällt den Finanzinstituten das schwer.

Natürlich ist ein Firmenkredit deutlich komplexer als ein Kredit für Privatkunden, weil es sich nicht um eine Einzelperson, sondern unter Umständen ein verschachteltes Firmenkonstrukt mit unklaren Besitzverhältnissen handelt. Und selbstverständlich müssen Bonität und Sicherheiten eines Unternehmens anhand viel umfangreicherer Kriterien überprüft werden.

Aber sollten digitale Prozesse nicht genau dafür da sein – um komplexe Abläufe abzubilden und durch Automatisierung für den Menschen zu vereinfachen? 

Zumal Banken zahlreiche Informationsquellen, die eine viel bessere Bewertung von Bonität, Sicherheiten und Risiken erlauben würde, bislang gar nicht anzapfen. Ihr Fokus liegt oft auf den Bilanzen der Firmenkunden, was in einer schnelllebigen und von Unsicherheiten geprägten Welt eine ziemlich statische und rückwärtsgewandte Betrachtungsweise ist.

Ein automatisiertes Medienscreening nach Berichterstattung über das Unternehmen, der Bezug aktueller Finanzdaten von der DATEV und die Nutzung von Branchendaten, die etwa Verbände bereitstellen, liefern aussagekräftigere Angaben und gestatten auch eine Einschätzung, wie das Unternehmen innerhalb seiner Branche dasteht. 

In der Geldwäscheüberwachung nutzen Banken solche Möglichkeiten bereits intensiv, warum nicht auch im Kreditgeschäft? Ein smartes Kreditentscheidungssystem, das auf einem modernen Case-Management basiert, könnte alle Daten zusammenführen und überwachen.

Vor Kreditgesprächen oder der jährlichen Kreditwiedervorlage erhalten Mitarbeiter dann einen Bericht, der nicht nur aufzeigt, wo Handlungsbedarf besteht, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen gibt und auf Fördermöglichkeiten hinweist.

Richtig ausspielen kann ein solches Kreditentscheidungssystem seine Stärken allerdings nur, wenn es auch intern alle Informationen erhält, Banken also ihre Kommunikation mit Firmenkunden vollständig digitalisieren. Unternehmen können benötigte Angaben und Unterlagen dann über Online-Formulare und Datei-Uploads bereitstellen.

Dank Texterkennung landen die Daten aus gescannten Dokumenten in den richtigen Banksystemen und stehen dem zentralen Case-Management zur Verfügung. E-Mail-Bots wiederum ziehen Informationen aus der Mail-Kommunikation und vermögen viele Vorgänge selbständig zu bearbeiten.

Gerade bei kleinen und mittelständischen Unternehmen bietet es sich zudem geradezu an, sie zur Nutzung weiterer Bankdienstleistungen zu animieren. Setzen KMUs auf die Lösungen ihrer Hausbank oder verbinden interne Finanzanwendungen mit diesen, erleichtert das ihr Tagesgeschäft, etwa die Rechnungsstellung.

Die Bank erhält dadurch Einblicke in die Auftragslage und kann ihr Rating optimieren und Unternehmen beispielsweise mit individuellen „Buy now, pay later“-Konzepten sowie smarten Cashflow-Prognosen unterstützen. Sie könnte sogar die Liquidität der Unternehmen verbessern, wenn diese Forderungen abtreten.

Immerhin haben viele KMUs aktuell aufgrund von Inflation und Kunden, die wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage spät zahlen, mit Engpässen beim Betriebskapital zu kämpfen. Diesen Kunden wiederum könnte die Bank bei der Zahlung helfen und womöglich neues Kreditgeschäft generieren. Es entstünde eine Art Embedded Finance, bei der alle Seiten von der engen Vernetzung und Zusammenarbeit profitieren.

Einfache Kredite wie die Finanzierung eines Firmenfahrzeugs lassen sich mit einem smarten Kreditentscheidungssystem weitgehend oder vollständig automatisieren. Aber auch komplexe Firmenkredite werden durch die vom System generierten Berichte mit allen relevanten Informationen sowie die automatische Überwachung von Krediten und Sicherheiten deutlich einfacher.

Die Banken müssen nur damit anfangen, die Kundenkommunikation und internen Abläufe auf digitale Füße zu stellen, die vielen verfügbaren Informationsquellen tatsächlich zu nutzen und intelligent zu automatisieren. Low-Code-Plattformen mit integriertem Case-Management und Rules-Engine bieten den passenden Werkzeugkasten dafür.

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