Die Europäische Union macht bei Open Insurance Druck. Im Juni 2023 veröffentlichte sie einen Gesetzesvorschlag zu Financial Data Access (FIDA), mit dem sie die Finanzmärkte weiter öffnen möchte. Versicherer müssen künftig auf Verlangen ihrer Kunden Drittanbietern den Zugang zu bestimmten Finanzdaten ermöglichen.
FIDA soll 2025 verabschiedet werden und wird die Branche mit massiven Veränderungen konfrontieren. Deshalb beginnen Versicherer idealerweise schon heute damit, sich auf die neue Regulatorik vorzubereiten. Pegasystems erläutert, welche Schritte sie unternehmen sollten.
1. Offenes Mindset etablieren
Viele Versicherer handeln bislang zögerlich, wenn es darum geht, ihre Daten mit anderen Finanzdienstleistern zu teilen. Gründe dafür sind unter anderem Angst vor Wettbewerb und dem Verlust der Kundenschnittstelle. Diese Haltung sollten sie aufgeben, denn vernetztes Denken und die Fähigkeit zu kooperieren werden künftig erfolgskritische Faktoren sein. Im Bereich der Bankassurance beispielsweise könnte ein erweiterter Datenaustausch schon jetzt beiden Seiten große Vorteile bringen.
2. Partnerschaften aufbauen
Versicherer sollten bereits damit beginnen, Partnerschaften mit dem Fokus auf Open Finance aufzubauen sowie gemeinsame Use Cases zu definieren und dabei ihr Denken und Handeln konsequent auf die Vorteile der Kunden ausrichten. Dadurch können sie bei der Umsetzung von Open Insurance nicht nur von der Expertise und den Technologien ihrer Partner profitieren. Sie eröffnen sich auch frühzeitig signifikante Differenzierungsmöglichkeiten und schützen sich so vor Disruption.
3. Technische Grundlagen schaffen
Investition in Technologie sind unerlässlich. Versicherer müssen den Zugang und die Übersicht über all ihre Kundendaten vereinfachen und standardisieren, Schnittstellen für ihren Austausch vorbereiten und rechtzeitig Workflows aufsetzen, um Daten effizient zu selektieren und weiterzugeben sowie eventuelle Widerrufe ihrer Kunden schnell umzusetzen.
Mit FIDA werden außerdem Dashboards, mit denen die Kunden ihre Datenzugriffsberechtigungen unkompliziert verwalten können, Pflicht. Angesichts der aktuellen Systemlandschaften der Versicherer und den damit verbundenen Schwierigkeiten beim Datenmanagement ist es bei der Vorbereitung auf FIDA eine der wichtigsten Aufgaben, die Kontrolle über die eigenen Daten zu gewinnen.
4. Risikomanagement anpassen
Versicherer sollten ihre Risikomanagement- und Governance-Instrumente auf die Vorschriften und Sicherheitsstandards von FIDA frühzeitig anpassen. Der Anwendungsbereich der Verordnung ist äußerst weit gefasst und außerdem legen die Erfahrungen mit datenschutzrechtlichen Auskunftsansprüchen, wie sie etwa die DSGVO den Konsumenten einräumt, nahe, dass durch die Vorgaben von FIDA ein erheblicher Verwaltungsaufwand auf die Versicherer zukommen wird.
5. Datenaustauschsysteme aktiv mitgestalten
Der Großteil der Versicherer muss innerhalb von 18 Monaten nach Inkrafttreten der Verordnung an einem Financial Data Sharing Scheme (FDSS), also einem System für den Austausch von Finanzdaten, teilnehmen und seine Daten im Einklang mit den Regeln und Modalitäten dieses Systems liefern.
Am besten beteiligen sie sich daher bereits jetzt an Initiativen wie FRIDA (Free Insurance Data Initiative), die sich schon seit längerem mit der Ausgestaltung von Open Insurance beschäftigen. Dadurch sind sie nicht nur über alle Entwicklungen auf dem Laufenden, sondern können sie auch heute schon aktiv mitgestalten.
„Versicherer sollten Open Insurance als Chance mit enormem Potenzial sehen. Embedded Finance bietet ihren Kunden große Vorteile und deshalb liegt die Zukunft der Branche in Ökosystemen“, erklärt Elischa Göttmann, Principal Solutions Consultant bei Pegasystems. „Wenn Versicherer bereits jetzt aktiv werden, eine Strategie entwickeln, proaktiv mitgestalten und die technischen Voraussetzungen schaffen, können sie Nutzen aus FIDA ziehen und laufen nicht einer weiteren Regulatorik hinterher.“